US-Arbeitsmarkt: Mitarbeiter händeringend gesucht!

Am US-Arbeitsmarkt wurde im Juni ein kräftiges Stellenplus von 850.000 gegenüber dem Vormonat verzeichnet. Angesichts der Hochkonjunktur bleibt der Beschäftigungszuwachs damit aber hinter dem Möglichen zurück. Die Unternehmen suchen nach der Öffnung der Wirtschaft und in Anbetracht des derzeitigen Konsumbooms händeringend Personal. Selbst den Industriebetrieben fällt die Mitarbeitersuche momentan nicht leicht, trotz der hier relativ guten Bezahlung.

 

In einzelnen Branchen ist der Mangel an Arbeitnehmern sogar so akut, dass der Lohndruck im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal deutlich zugenommen hat. Dabei sticht der Bereich Freizeit- und Beherbergung, zu dem auch die Gastronomie zählt, mit besonders kräftigen Lohnzuwächsen hervor. Auf ein Jahr hochgerechnet liegt das Gehaltsplus für einfache Angestellte in diesem Sektor derzeit bei rund 25%.

 

Angesichts der im Vergleich zum Vorkrisenniveau immer noch hohen Arbeitslosenquote von 5,9% im Juni verwundert der beklagte Arbeitskräftemangel auf den ersten Blick – zumal für einen großen Teil der offenen Stellen keine höheren Qualifikationen vorausgesetzt werden. Neben dem zeitintensiven Such- und Findungsprozess zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wird auch die Zurückhaltung der Erwerbsfähigen als Problem gesehen. Die anhaltende Angst vor einer COVID-Erkrankung, unzureichende Möglichkeiten der Kinderbetreuung sowie generöse Zuschüsse zum Arbeitslosengeld aus Washington halten viele potenzielle Arbeitskräfte noch von einer Bewerbung ab. Darüber hinaus hat aber wohl auch eine erhebliche Zahl von Personen die Pandemie zum Anlass genommen, den Renteneintritt etwas vorzuziehen.

 

Insgesamt stellen die Pandemie und die wirtschaftlichen Extreme, die mit Lockdown, Öffnungsschritten und expansiver Fiskalpolitik einhergegangen sind, den Arbeitsmarkt weiterhin vor große Herausforderungen. Angebot und Nachfrage finden auf die Schnelle nicht ihr Gleichgewicht. Die vornehmlich pandemiebedingten Hindernisse für eine schnellere Erholung der Beschäftigung dürften in den nächsten Monaten aber nachlassen, sodass das Beschäftigungswachstum im zweiten Halbjahr 2021 hoch bleiben sollte. Damit dürften auch die knappheitsbedingt stärkeren Lohnzuwächse abklingen. Gründe für ein auf Dauer viel kräftigeres Lohnwachstum als vor der Pandemie sehen wir branchenübergreifend nicht.

 

-- Alexander Buhrow

 


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