DAX: Vier Punkte, die im zweiten Halbjahr wichtig sind
Das erste Halbjahr lief gut für deutsche Aktien, der DAX legte um knapp 14% zu, der MDAX um 11%. Im zweiten Halbjahr wird es entscheidend sein, ob die Unternehmen die hohen Wachstumserwartungen des Marktes erfüllen werden oder nicht. Hinzu kommen weitere „deutschlandspezifische“ Themen, die Anleger beachten müssen. Im Einzelnen:
1. Die Unternehmen müssen (Gewinne) liefern
Der Markt erwartet ein Gewinnwachstum im DAX von 32% in diesem Jahr und 11% im nächsten Jahr. Dies sind optimistische Annahmen.
Am Ende des Jahres werden die Gewinne wahrscheinlich weniger stark angestiegen sein, weil Lieferverzögerungen oder steigende Preise für Materialien und Löhne die Gewinne etwas drücken. Letztlich ist es aber (fast) egal, ob das Wachstum 22% oder 32% betragen wird – Hauptsache, die Gewinne steigen deutlich, damit der aktuelle Vorlauf der Aktienkurse abgesichert wird.
2. Die Bundestagswahl steht bevor
Generell war der Ausgang von Bundestagswahlen nie bedeutsam für die langfristige Entwicklung des Aktienmarktes. Für die langfristige Kursentwicklung des DAX ist die langfristige Gewinnentwicklung des DAX entscheidend, und die hängt in hohem Maße von den Absatzmärkten außerhalb Deutschlands ab.
Das am Aktienmarkt ungeliebte Szenario einer Grün-Rot-Roten Regierung hat zuletzt an Schrecken verloren, der Trend geht wieder in Richtung einer Union geführten Regierung. Damit können die Märkte gut leben.
3. Das DAX-Indexkonzept wird reformiert
Im September wird der Leitindex auf 40 Werte aufgestockt, der Index wird dann besser gemischt sein als der herkömmliche DAX. Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Medizintechnik gewinnen an Bedeutung, aber die neuen Werte werden nur mit 13% gering gewichtet werden.
Die großen Titel, die jetzt um den Aufstieg buhlen, sind für Kenner keine Unbekannten, allen voran Airbus und die Titel der Siemens-Familie. Leitragender der Reform dürfte der MDAX werden, der fast die Hälfte der Kapitalisierung einbüßen wird.
4. Anleger sind positiv gestimmt – Störfaktoren werden aber zurückkommen
In Teilsegmenten haben wir 2021 sehr spekulative Kursbewegungen gesehen, unter anderem bei nicht profitablen US-Technologietiteln.
So mancher Crash-Prophet sieht jetzt einen Zusammenbruch der Kurse kommen, aber so einfach ist es nicht. Am Aktienmarkt treffen immer eine Vielzahl von Faktoren zusammen.
Die Gewinne der Unternehmen wachsen stark, dazu kommen niedrige Kapitalmarktzinsen, die viele Anleger in Aktien lockt. Es spricht nichts dagegen, dass dieser Trend bis zur nächsten Krise anhält. Die Gefahr von Kursrücksetzern wird im Zeitablauf zwar größer, einen Crash erwarten wir jedoch nicht. Und Rücksetzer? - Bisher waren das immer Kaufgelegenheiten. Warum sollte sich das in der Zukunft ändern?
-- Christian Kahler