Inflationsrate im Euro-Raum legt nur eine Verschnaufpause ein
Der zuletzt deutliche Anstieg der Inflationsrate im Euro-Raum hat sich nach vorläufigen Daten nicht weiter beschleunigt. Nach einer Rate von 2,0% im Mai belief sich die Teuerung im Juni auf 1,9%. Ein Ende des Inflationsanstiegs bedeutet der leichte Rückgang gewiss noch nicht – es ist vielmehr nur eine kurze Verschnaufpause. Im Juli und in den Monaten danach dürften die Verbraucherpreise im Euro-Währungsgebiet erneut weiter steigen.
Der leicht verminderte Preisdruck im Juni geht vor allem auf einen geringeren Preisanstieg bei den Dienstleistungen zurück. Auch bei den Energiegütern mäßigte sich der hohe Inflationsdruck etwas. Bei den Industriegütern hingegen verstärkte sich Preisauftrieb sichtbar.
Schon im Juli werden die Verbraucherpreise wieder stärker anziehen. Der bereits in den vergangenen Monaten verzeichnete Preisschub von den Energiegütern ist also noch nicht beendet. Die Gründe für vorübergehend weiter steigende Inflationsraten sind vielfältig: Schließlich notiert der Ölpreis derzeit rund 80% über dem Vorjahresniveau. Und die zwischenzeitlich zum Teil deutliche Verteuerung bei wichtigen Rohstoffen und Vorprodukten dürften sich zeitlich verzögert auch in höheren Güterpreisen niederschlagen. Darüber hinaus werden die voranschreitenden Lockerungen der Corona-Restriktionen wohl auch in einigen Dienstleistungsbereichen Preisaufschläge nach sich ziehen. Denn nach der langen Phase des erzwungenen Konsumverzichts dürfte die Preissensitivität der Verbraucher weniger stark ausgeprägt sein. Den Unternehmen fällt es daher leichter, höhere Preise durchzusetzen. Und nicht zuletzt dürfte die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung in Deutschland im letzten Jahr die deutsche Inflationsrate ab Juli besonders anschieben.
Wir gehen in der Summe davon aus, dass die Inflationsrate im Euro-Raum bis zum Jahresende die 3%-Marke erreichen und im Jahresdurchschnitt 2021 bei 2,1% liegen wird. Damit wird nach unserer Einschätzung aber nicht das Tor zu einem dauerhaften Trend höherer Inflationsraten ausgestoßen. Vielmehr dürfte sich nach dem Auslaufen der Corona-bedingten Sondereffekte die Verbraucherpreisentwicklung wieder normalisieren und die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 2022 auf 1,5% zurückgehen.
-- Dr. Christoph Swonke