Fed sorgt für erratische (aber temporäre) Marktbewegungen
Im direkten Nachgang zur letzten FOMC-Sitzung ist die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen kräftig gesunken, während die zweijährige US-Rendite in die Höhe geschossen ist. Im Tief lag die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries zeitweise nur noch bei 1,35%. Mittlerweile hat sich die Lage zwar wieder etwas entspannt, der zunächst starke Renditerückgang am langen Ende der Kurve gibt dennoch Rätsel auf, schließlich hat die Fed die Märkte zuletzt mit einer aggressiveren geldpolitischen Einschätzung überrascht. Eigentlich hätte man in diesem Umfeld erwartet, dass die zehnjährigen US-Renditen einen Satz nach oben vollziehen. Wir glauben, dass der Hauptgrund für die Marktentwicklung der vergangenen Woche einer Neubewertung der längerfristigen Inflationsperspektiven geschuldet ist: agiert die Fed nun doch schneller als gedacht, schwindet das Risiko, dass sie längerfristig aggressiver handeln muss. Dies erklärt, warum die Rendite der 2J-US-Staatsanleihen gestiegen ist, während es am langen Ende gen Süden ging. Diese Bewegung wurde dann von anderen, markttechnischen Faktoren unterstützt (u.a. Glattstellung von spekulativen Positionen und Umschichtungen bei Pensionsfonds). Da diese jedoch nur einen temporären Einfluss haben und wir die Neubewertung des geldpolitischen Ausblicks aktuell für übertrieben halten, sollte die Korrektur, die sich ja bereits abzeichnet, in den kommenden Tagen und Wochen weiterlaufen.
Auch der Devisenmarkt hat dynamisch auf die FOMC-Sitzung reagiert, doch ähnlich wie bei den Renditen amerikanischer Staatsanleihen, gehen wir auch, was den Währungsmarkt betrifft, davon aus, dass die jüngste Entwicklung a) übertrieben ist und daher b) temporär sein wird. Zum einen weil sich schon bald die Erkenntnis durchsetzen sollte, dass die Fed auch bei einer insgesamt etwas optimistischeren Einschätzung der langfristigen Perspektiven auf absehbare Sicht äußerste Vorsicht walten lassen wird. Zum anderen weil wir im direkten Vergleich Euro vs. US-Dollar Überraschungs- bzw. Enttäuschungspotenzial auf beiden Seiten sehen. Insbesondere die nachlassende Dynamik der amerikanischen Impfkampagne bereitet uns Sorgen und könnte den Dollar schon bald vor neue Herausforderungen stellen.
--Sonja Marten