Einkaufsmanagerindizes im Euro-Raum: Werden Lieferengpässe zum Problem?

Der Euro-Raum befindet sich auf dem besten Weg zu einer kräftigen konjunkturellen Erholung in den kommenden Monaten. Dies verdeutlichen die Umfrageergebnisse von IHS Markit unter den europäischen Einkaufsmanagern. Der umfassende Composite-Index zur Lage im Dienstleistungsbereich und im verarbeitenden Gewerbe stieg nach den vorläufigen Ergebnissen um 2,1 Punkte und erreichte mit 59,2 Zählern das höchste Niveau seit 2006. Während die sinkenden Infektionszahlen und die daraus resultierenden Lockerungen für eine deutliche Euphorie unter den Dienstleistern sorgten, blieb die Messzahl im verarbeitenden Gewerbe unverändert auf sehr hohem Niveau.

 

Die Impfquoten steigen, die Eindämmungsmaßnahmen werden weiter gelockert und die Unternehmen werden zuversichtlicher. Die Aufträge steigen und die Nachfrage übertrifft das Angebot. Die Beschäftigungsabsichten nehmen im Währungsraum zwar zu, um die Kapazitäten zu erweitern. Dies kann aber gemäß den Aussagen der befragten Einkaufsmanager nicht verhindern, dass die Lieferzeiten steigen und die Auftragsbestände weiterwachsen. Hinzu kommen Lieferengpässe in vielen Vorproduktbereichen. Die Folge ist ein steigender Preisdruck auf der Einkaufs- und auf der Verkaufsseite. Dies dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten weiter steigen lassen.

 

Steigende Auftragsbestände sind in einem Konjunkturaufschwung üblich und zweifellos ein positives Signal. Sie sind die Voraussetzung für eine weiter steigende Produktion. Allerdings ist im verarbeitenden Gewerbe aktuell nicht klar, ob sich die wachsenden Auftragspolster durch eine hohe Nachfrage aufbauen oder eher durch die Beschaffungs- und Kostenprobleme im Zulieferbereich entstehen. Im ersten Fall heißt das, dass die Firmen an ihren Kapazitätsgrenzen arbeiten und der Nachfrage nicht hinterherkommen. Deutliche Neueinstellungen und Erweiterungsinvestitionen sind dann die logische Folge und das Wirtschaftswachstum kann weiter Fahrt aufnehmen. Der zweite Fall könnte jedoch dazu führen, dass die Produktion gedrosselt werden muss, weil Vorprodukte fehlen. Dann würde das Auftragspolster ein überzogenes Signal bezüglich der künftigen Produktion senden, zumindest für die nähere Zukunft.

 

Die kommenden Monate werden hier mehr Klarheit bringen. In der Summe bleiben die Unternehmen bezüglich der kommenden Monate für die weitere Geschäftsaktivität sehr optimistisch.

Dr. Christoph Swonke

     


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