Eindrucksvoller Start: Erste Anleiheemission für Next Generation EU-Programm

In den letzten Monaten war NGEU, neben PEPP, sicher das meistgenutzte Akronym am Markt für staatsnahe Emittenten. Schritt für Schritt wurden immer weitere Details zum Fundingprozess des Wiederaufbauplans Next Generation EU (NGEU) veröffentlicht. Am 15. Juni war es dann endlich soweit. Die erste Anleiheemission ging über die Bühne, und die Rezeption des Publikums war mehr als herzlich.

 

Mit einem Volumen von 20 Mrd. Euro wurde die EU ihrem Anspruch gerecht, zukünftig als Quasi-Sovereign am Finanzmarkt aufzutreten. Ein solches ist natürlich nur bei entsprechend hoher Nachfrage machbar. Mit einem finalen Orderbuch von 142 Mrd. Euro war die Anleihe mehr als siebenfach überzeichnet. Dank der hohen Nachfrage konnte nicht nur ein entsprechendes Volumen emittiert, sondern auch die Finanzierungskosten im Emissionsprozess gesenkt werden. Ausgehend von einem Spread von Mid-Swaps +1 Basispunkt (Bp.) lag der finale Spread bei Mid-Swaps - 1 Bp. Dies entsprach einer Rendite von knapp 0,09%.

 

Damit scheint sich das glückliche Händchen der EU mit ihren neuen Anleiheprogrammen auch bei NGEU fortzusetzen. Neben diesem waren bereits im Oktober 2020 die Emissionen für SURE gestartet, das Arbeitsmarktunterstützungsprogramm der EU. Auch dessen Funding begann unter anderem mit einer 10-jährigen Benchmark: Allerdings lag deren Volumen „nur“ bei 10 Mrd. Euro. Dessen Orderbuch erreichte damals sogar 145 Mrd. Euro.

 

Bis zur Sommerpause Ende Juli plant die EU, zwei weitere Benchmarks, auch via Syndizierung, an die Investoren zu bringen. Ab September folgt dann die nächste Evolutionsstufe des Fundingprogramms. Wie zuvor erwähnt, sind die Volumina von NGEU-Anleihen bereits jetzt mit der von großen EWU-Staaten vergleichbar, der Marktantritt ist jedoch noch nicht. Ab Herbst wird dann die EU auch Auktionen über Primärhändlerbanken durchführen und einen Emissionskalender veröffentlichen, was zu einem stärker standardisierten Marktauftritt führen wird. Zudem geht dann auch das Geldmarktprogramm an den Start. Damit werden dann NGEU-Anleihen und –Bills eine ernstzunehmende Alternative zu EWU-Staatsanleihen.

 

In einem Punkt wird die EU den Einzelstaaten sogar voraus sein: 30 Prozent des Kapitalmarktfundings sollen im Green-Bond-Format emittiert werden. Damit dürfte die EU auf Sicht der kommenden Jahre angesichts eines Fundingbedarfs von rund 800 Mrd. Euro der mit Abstand größte Einzelemittent nachhaltiger Anleihen werden.

-- Christian Lenk

 


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