Ratingagentur Moody’s hebt den Daumen für die Pharma-Branche
Für die nächsten 12 bis 18 Monaten erwartet Moody’s ein Branchenwachstum von 4%-6%. Das hat die Ratingagentur nun zum Anlass genommen, einen positiven Ausblick für die Branche zu vergeben. Neben den langfristigen Trends wie alternde Bevölkerung und steigende Medikamentennutzung sieht Moody’s Wachstumsimpulse durch gewisse Nachholeffekte im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Hierzu zählen während der Pandemie aufgeschobene planbare Eingriffe und Arztbesuche, die zu weniger Diagnosen und Therapiebeginnen führten. Gutes Wachstum wird vor allem in den Bereichen Onkologie, Immunologie und Diabetes gesehen, die derzeit Forschungs-, Entwicklungs- und Zulassungsschwerpunkte bilden. Auch Corona-Impfstoffe oder Corona-Therapien bieten zumindest für einige wenige Anbieter Wachstumschancen, wenn auch mit derzeit noch ungewisser zeitlicher Dauer.
Etwas Entspannung ist mit Blick auf Patentabläufe angesagt. Erst in fünf bis sechs Jahren laufen in größerem Umfang Patente für umsatzstarke Medikamente aus. Dennoch nutzen die Unternehmen bereits jetzt sich bietende Chancen zur Verstärkung der Pipeline über Zukäufe, Kooperationen und Einlizensierungen. Allerdings dürften hierbei auch wegen einer zunehmend kritischeren Haltung der Wettbewerbshüter eher kleine bis mittlere Transaktionen im Vordergrund stehen.
Ein belastender Dauerbrenner für die Pharmabranche bleiben die Themen Regulatorik und Gesetzgebung. Demografischer Wandel, eine wachsende Mittelschicht in den Entwicklungs- und Schwellenländern sowie ein weltweit steigendes Gesundheitsbewusstsein sind wichtige Gründe für steigende Gesundheitskosten. Dies sowie die Kosten der Bekämpfung der Corona-Pandemie beflügeln die Bestrebungen, im Gesundheitswesen Kosten zu senken. So sind in den USA beispielsweise folgende Maßnahmen geplant: Strafen für Hersteller, die ihre Preise stärker als die Inflationsrate erhöhen, Re-Importe aus Kanada, die Koppelung an den niedrigsten, in anderen OECD-Staaten verlangten Preis, Ausschreibungsverfahren je Wirkstoff oder die Anweisung, an Medicare & Medicaid Patienten je Wirkstoff zunächst nur im Erstattungskatalog aufgeführte Präparate abzugeben. Auch in anderen wichtigen Märkten wie China, Europa und Japan wird mit Maßnahmen wie Budgets oder volumenbasierten Modellen (China) insbesondere bei Präparaten mit abgelaufenen Patenten versucht, die Kosten zu senken. Wie stark sich diese Maßnahmen negativ auf die Ertragslage der Pharmakonzerne auswirken werden, hängt vom Umfang und der konkreten Ausgestaltung der Maßnahmen ab.
Nina Kilb