Japans Wirtschaftswachstum bricht zu Jahresbeginn erneut ein
Japans Wirtschaft kommt aus dem Krisenmodus einfach nicht heraus. Die Wirtschaftsleistung ist im ersten Quartal unerwartet stark gesunken, und zwar um -1,3% zum Vorquartal. Es war die erste negative Rate seit Jahresmitte 2020. Und es war erneut die Corona-Pandemie, die die Wirtschaft nach unten gezogen hat. Vor allem der private Konsum fiel stark zurück (-1,4% Q/Q), nachdem die Regierung Ende letzten Jahres auf wieder erhöhte Infektionszahlen im Lande mit der Verhängung eines nationalen Notstands reagierte. Dieser wurde Anfang Januar wirksam und währte bis Anfang März.
Der Lockdown „á la japonaise“ lässt sich zwar in keiner Weise mit dem vergleichen, was in Europa zur Eindämmung der Pandemie getan wurde. Es gab keine Ausgangssperren, keine ganztägig geschlossenen Geschäfte und auch keine ernsthaften Mobilitätshindernisse, außer im internationalen Verkehr. Die Regierung entschloss sich im Wesentlichen nur, die Subventionen für touristische Privatreisen im Inland auszusetzen. Dieses „Go To Travel“-Programm war seit letztem Juli in Kraft und sollte das einheimische Hotel- und Gaststättengewerbe vor größeren Nachfrageausfällen durch die Corona-Krise schützen.
Mit dem Stopp dieses Programms ging aber in Q1 auch ein Rückgang der Staatsausgaben einher, mit entsprechend negativen Konjunktureffekten. Der Staatsverbrauch sank immerhin um -1,8% zum Vorquartal; genauso viel war er im Vorquartal angestiegen. Auch die Investitionslust war zuletzt nicht sehr ausgeprägt, die Bruttoanlageinvestitionen fielen in Q1 insgesamt um -1% (Q/Q) zurück, nachdem sie im Vorquartal noch um 3% zugelegt hatten. Eine gewisse Entlastung kam zuletzt nur vom Export (+2,3%). Da aber die Importe noch stärker anzogen (fast +4%), lieferte der Außenhandel im ersten Quartal des Jahres insgesamt einen klar negativen Wachstumsbeitrag.
Angesichts des erneuten – inzwischen dritten – Corona-Notstandes im April und Mai und wegen des späten Starts der Impfkampagne dürfte die Kauflaune der japanischen Verbraucher vorerst noch recht verhalten bleiben, ehe dann nach der Jahresmitte der Binnenkonsum und damit dann wohl auch die Investitionen der Unternehmen wieder stärker anziehen dürften. Vom Staat ist angesichts der ambitiösen Fiskalpakete seit letztem Herbst auch ein expansiver Impuls zu erwarten, der die Konjunktur im zweiten Halbjahr und im kommenden Jahr unterstützen sollte.
— Dr. Rütger Teuscher
