Angespannte Lage am Holzmarkt belastet die Bauwirtschaft

In die erfreulichen Nachrichten von einer beginnenden Erholung der Weltwirtschaft von der Corona-Krise mischen sich zunehmend Sorgen um knappe Rohstoffe und Lieferprobleme bei Vorprodukten. Einer dieser knappen Rohstoffe ist Holz. Die Erzeugerpreise der Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerke sind im ersten Quartal um rund 10% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im März waren es sogar 14%. In Deutschland verschärft zudem die in den letzten Jahren gestiegene Auslandsnachfrage das Problem. Bereits im letzten Jahr, also mitten in der Corona-Krise, stieg die ausgeführte Menge an Rohholz um knapp 43%. Bei Holz und Holzwaren waren es immer noch gut 12%, 2019 sogar fast 15%.

 

Direkte Auswirkungen hat die weltweit angespannte Situation auf dem Holzmarkt auf die Bauindustrie. In der Bauwirtschaft ist dabei insbesondere das Ausbaugewerbe, also etwa die Dachdeckerei und Zimmerei, direkt betroffen. Betroffen ist auch der Fertighausbau, soweit er keine langfristigen Verträge mit seinen Zulieferern abgeschlossen hat. Indirekt können die Auswirkungen spürbarer ausfallen, wenn die Produktion auf dem Bau, im holzverarbeitenden Handwerk oder der Möbelindustrie aufgrund des knappen Rohstoffs Holz ins Stocken kommt.

 

Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des aktuellen „Holzbooms“ dürften dennoch vergleichsweise gering bleiben, da das Holzgewerbe in Deutschland nur eine kleine Industriebranche mit einem Anteil von 0,2% an der gesamten deutschen Bruttowertschöpfung ist. Auch auf die Inflation in Deutschland hat das aktuelle Nachfragehoch bei Holz vermutlich nur wenig bis keinen Einfluss, obwohl Holz ein sehr wichtiger Rohstoff für das Baugewerbe ist. Die Mieten in den Preisindizes reagieren nämlich extrem träge und beim selbstgenutzten Wohneigentum in der nationalen Inflation sieht es über das Mietäquivalent wohl ähnlich aus.

 

Dabei ist Holzbau doppelt gut fürs Klima. Zum einen ist das Raumklima in den atmenden Häusern angenehmer als in luftdichten styroporgedämmten Gebäuden. Zum anderen ist die Klimabilanz von Holzhäusern aufgrund der geringeren Treibhausgasemission viel besser. Die Nachschärfung der Klimaziele durch die Bundesregierung wird den Holzbau somit wohl noch beschleunigen. Perspektivisch wird der Holzbau ein steigendes Gewicht am Immobilienmarkt haben, sodass die Verfügbarkeit dieses vielseitigen und langlebigen Baustoffs wie auch dessen Preise bedeutsamer werden.

 

-- Dr. Claus Niegsch und Thorsten Lange

 


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