13.000, 14.000, 15.000 Punkte: Warum der DAX auf der Überholspur bleibt
Es scheint, dass derzeit nichts die Börsen aus der Ruhe bringen kann. Weder die Schieflage eines großen Hedgefonds noch der sich verschlechternde politische Ton zwischen den USA und China noch die dritte Welle der Pandemie noch die Blockade des Suezkanals konnten die Nachfrage nach Aktien bremsen. Wie ist das zu erklären?
Der Grund ist einfach. Es sind die Gewinnaussichten, die an der Börse zählen. Und die sind für 2021 und 2022 hervorragend, denn dann dürfte die Weltwirtschaft das stärkste Wachstum seit Jahrzehnten verzeichnen. Kein Wunder, dass die Aktienmärkte boomen, statt sich vor potenziellen Störenfrieden zu fürchten.
Jedoch sind die Aktienkurse in den letzten Monaten schneller gestiegen, als wir es erwartet hatten. Unsere Indexprognosen für den DAX und den Euro Stoxx 50, die wir noch vor wenigen Wochen auf 15.000 und 3.800 Punkte angehoben hatten, wurden inzwischen erreicht. Es zeigt sich einmal mehr, dass die Formulierung von Prognosen mit erheblichen Unsicherheiten behaftet ist.
Durch den Anstieg der Kurse ist auch die Bewertung der Aktien gestiegen. In den USA, und dort vor allem im Technologiesektor, ist diese schon seit einiger Zeit hoch. Aber auch in Europa sind nun viele Aktien deutlich teurer geworden. Vor allem zyklische Werte, aber auch defensive und „Value“-Werte haben zuletzt profitiert. Allerdings stehen einige dieser Aktien jetzt höher als im Januar 2020, also vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Ob die Euphorie die Kurse dieser Aktien noch weitertragen wird, bleibt abzuwarten.
Bislang gehen wir nicht davon aus, dass die temporäre Blockade des Welthandels und die verschärfte Abriegelung in Europa der Wirtschaft viel anhaben konnten. Zwar dürfte der eine oder andere Unternehmenslenker in der nächsten Berichtssaison über steigende Rohstoffpreise oder schwankende Wechselkurse klagen, aber das sind vergleichsweise kleine Probleme, die von dem erwarteten Gewinnsprung im ersten Quartal (schwache Vorjahresbasis) und zweiten Quartal (noch schwächere Vorjahresbasis!) überlagert werden.
Für die Unternehmen stehen damit weitere Erfolgsmeldungen bevor. Wir sind aber noch nicht bereit, unsere Börsenprognosen erneut anzuheben, da die Erwartungen für das Gewinnwachstum der Unternehmen bereits sehr (!) optimistisch sind und die Risiken (u.a. steigende Preise auf der Einkaufsseite, Störung der Lieferketten, die dritte Welle der Pandemie) zweifelsohne vorhanden sind.
Anleger sollten trotz möglicher Gefahren langfristig Kurs halten. Nach dem Einbruch der Konjunktur und der Aktienkurse im Frühjahr 2020 hat der neue Aufschwung am Aktienmarkt begonnen, und auch wenn das zweite Halbjahr 2021 die eine oder andere (Kurs-) Ernüchterung bringen dürfte, kann dieser Aufschwung in einem Umfeld niedriger Zinsen und boomender Wirtschaft durchaus sehr lange anhalten.
— Christian Kahler