Euro-Raum und USA: Stärkere Inflation 2021 ist ein Ausreißer

Die Inflation hat sich im Euro-Raum und in den USA im vergangenen Jahr krisenbedingt deutlich abgeschwächt, in der EWU rutschte die Teuerungsrate zeitweise sogar in den negativen Bereich. Rohöl hat sich zum Jahresauftakt 2021 aber wieder spürbar verteuert, konjunkturell steht ein „Post-Corona-Boom“ bevor und in den USA verfolgt die neue Regierung eine expansive Fiskalpolitik. Der Preisdruck steigt damit. Kommt nach der Pandemie die große Inflation? 

Tatsächlich dürften die Teuerungsraten im Euro-Raum und in den USA 2021 deutlich anziehen. So rechnen wir mit einem Anstieg der Verbraucherpreise im laufenden Jahr gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 2,6 Prozent in den USA und um 1,6 Prozent in der EWU. In einzelnen Monaten dürften die Inflationsraten sogar noch deutlich höher ausfallen: In den Vereinigten Staaten rechnen wir in der Spitze mit Teuerungsraten von etwas über drei Prozent im zweiten Quartal 2021 und in der EWU wird die Inflationsrate voraussichtlich im Spätsommer die Zwei-Prozent-Marke erklimmen. 

Doch tendieren die Inflationsraten damit nachhaltig nach oben? Davon gehen wir nicht aus. Denn der stärkere Preisdruck im laufenden Jahr wird maßgeblich durch Sonderfaktoren verursacht: Die im Frühjahr 2020 abrupt gesunkenen Inflationsraten verursachen 2021 diesseits und jenseits des Atlantiks einen kräftigen Basiseffekt. Besonders über die Energiepreise wird dieser die Inflation antreiben. Hinzu kommen Faktoren wie die Einführung einer CO2-Steuer und die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung in Deutschland oder große staatliche Konsumanreize in den USA.

Diese Sondereffekte fallen 2022 aber zum Großteil weg. Außerdem werden sowohl die US- als auch die europäische Wirtschaft wohl noch unter Langzeitfolgen der Pandemie leiden, wie etwa einer erhöhten Arbeitslosigkeit. Die Kapazitäten in der Wirtschaft werden bis 2022 wohl kaum ausgelastet sein. All das spricht aus unserer Sicht gegen einen längeren Aufwärtstrend bei der Inflation. Schon nächstes Jahr dürfte der Preisdruck daher wieder nachlassen.

Alexander Buhrow, Dr. Christoph Swonke


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