Japans Wirtschaft mit unerwartet starkem Wachstumsendspurt im abgelaufenen Jahr 2020
Japans Gesamtwirtschaft ist nach vorläufiger amtlicher Schätzung im Endquartal 2020 mit +3,0 Prozent zum Vorquartal gewachsen und hat damit die Markterwartungen klar übertroffen. Die Zahl ist umso bemerkenswerter, als bereits das dritte Quartal – von Nachholeffekten nach dem Corona-bedingten Einbruch vom Frühjahr geprägt – mit 5,3 Prozent ein ausgesprochen hohes Wachstum gezeigt hatte. Für das gesamte „Corona-Jahr“ 2020 ergibt sich nun ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,8 Prozent – die erste Minusrate beim Jahres-BIP seit elf Jahren.
Weitaus stärkste Wachstumskomponente zum Jahresende 2020 waren die Exporte, die um 11 Prozent (Q/Q) zulegen und damit ihre Performance aus dem Vorquartal noch deutlich steigern konnten. Bei einem gleichzeitigen Zuwachs der Importe von rund vier Prozent trugen damit die Nettoexporte deutlich zum jüngsten Wachstum bei. Mit dem Exportschub ergab sich auch bei den Nettoinvestitionen ein Swing zurück in den positiven Bereich.
Das unerwartet positive Endquartal beruhte gleichwohl auch auf zahlreichen Sonderfaktoren beim Binnenkonsum, der immerhin um rund zwei Prozent zulegen konnte. Bei ihm haben vor allem die Konjunkturmaßnahmen der Regierung positiv gewirkt: So haben die Beschäftigungssubventionen für die Unternehmen und die Hilfszahlungen an die Privathaushalte das Beschäftigungsniveau stabilisiert und die Konsumausgaben gestützt. Zudem hat ein ungewöhnlich starker Kälteeinbruch im Dezember zu hoher Nachfrage nach Winterkleidung sowie Heiz- und Klimageräten geführt.
Dass sich Japans Konjunktur nach den jüngsten BIP-Zahlen nun endgültig stabilisiert hat, steht allerdings nach wie vor in Zweifel. So dürfte Japan konjunkturell eher schwach in das neue Jahr gestartet sein. Darauf deutet die erneute Verhängung des nationalen Notstandes mit Restriktionen etwa im Gastgewerbe und im Unterhaltungssektor hin, der vor kurzem um einen Monat bis zum 7. März verlängert wurde. Außerdem ist das Land mit dem Beginn seiner Impfkampagne spät dran. Den weiterhin zu erwartenden Einbußen im Servicesektor steht allerdings vorerst eine recht gute Nachfrage nach dauerhaften Gebrauchsgütern entgegen, da viele Japaner sich auf eine verlängerte Periode der Heimarbeit eingerichtet haben. Eine weitere deutliche Konjunkturbeschleunigung erwarten wir dennoch erst ab den frühen Sommermonaten.
-- Dr. Rütger Teuscher
