Leitzinserhöhungserwartungen beflügeln die tschechische Krone
Die tschechische Krone lässt dieser Tage gegenüber dem Euro die Muskeln spielen und nimmt hierbei Kurs auf ihre Vor-Corona-Niveaus von Anfang März 2020. Rückenwind erfährt die kleine CE3-Währung derzeit nicht nur von dem freundlichen Marktsentiment gegenüber Schwellenländerwährungen. Vielmehr spielen ihr auch die jüngst besser als erwartet ausgefallenen vorläufigen tschechischen Wachstumszahlen für das Schlussquartal 2020 sowie besonders die dort aufgekommenen Leitzinserhöhungserwartungen in die Hände. Nahrung erhielten diese geldpolitischen Spekulationen u.a. durch Äußerungen des tschechischen Notenbankchefs Rusnok, welcher jüngst bis zu zwei Leitzinsanhebungen in diesem Jahr in Aussicht gestellt hat.
Wenngleich die geldpolitische Freude der Krone angesichts der drastischen Lockerungen im vergangenen Jahr nur allzu verständlich ist, so warnen wir an dieser Stelle vor zu viel Euphorie und geben zu bedenken, dass die Krone womöglich noch einiges an Geduld wird aufbringen müssen, bevor die tschechischen Währungshüter (CNB) wirklich aktiv werden. Einen Hinweis hierauf gab zuletzt wieder einmal niemand geringeres als der dortige Notenbankvorsitzende selbst. Diese hob im Rahmen der jüngsten Zinssitzung hervor, dass die erste Leitzinsanhebung später erfolgen könnte, als dies die Projektionen des CNB-Stabs signalisieren (zweites Quartal 2021). Aber auch das nach wie vor fragile konjunkturelle Umfeld sowie der zuletzt merklich nachgelassene und perspektivisch weiter rückläufige Preisdruck lassen darauf schließen, dass die CNB geldpolitisch nichts überstürzen sollte.
Und last but not least ist in diesem Zusammenhang auch die aktuelle Aufwertung der tschechischen Krone zu nennen. So hat die CNB doch schon in der Vergangenheit wissen lassen, dass eine festere Krone bereits eine geldpolitisch straffende Wirkung besitzt. Eine Einschätzung die sie, sollte ihre Landeswährung in den kommenden Tagen weiter dynamisch gen Norden streben, gezielt wiederholen könnte, und die dann durchaus als Verbalintervention gegen den momentanen Höhenflug der Krone verstanden werden darf. Denn wenngleich die CNB ihrer Landeswährung im Jahresverlauf gegenüber dem Euro ein weiteres Aufwärtspotenzial zugesteht, dürfte sie im aktuellen Umfeld kein Interesse an einer zu schnell zu stark aufwertenden Krone haben.
Dr. Sandra Striffler