Positive Konjunkturüberraschung in Frankreich und Spanien – Ausblick gedämpft

Die Überraschung ist perfekt. Sowohl Frankreich als auch Spanien kamen wirtschaftlich deutlich besser durch die Herbstmonate 2020 als zunächst vermutet. Gemäß der Schellschätzung sank das Bruttoinlandsprodukt in Frankreich gegenüber dem Vorquartal „nur“ um 1,3 Prozent. Bis zuletzt gingen diverse Projektionen von einem Minus von vier Prozent aus. Spanien schafft unerwartet ein leichtes Plus. Mit +0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal liegt das Ergebnis sogar leicht über der Rate Deutschlands (+0,1 Prozent Q/Q), das konjunkturell bis dato deutlich glimpflicher durch die Corona-Krise gekommen war. Diese Quartalsergebnisse hatte so wohl kaum jemand auf seinem Zettel.

Wie in Frankreich zu erwarten war gingen im Schlussquartal 2020 die privaten Konsumausgaben wieder spürbar zurück, auch der Staatskonsum sank leicht. Dagegen konnten die Investitionen sogar zulegen. Auch vom Außenhandel kam ein positiver Impuls, da die Exporte stärker anstiegen als die Importe. In der Summe hat der Lockdown aber doch die Wirtschaft belastet.

Dass Spanien dagegen vergleichsweise gut durch den Herbst gekommen ist, liegt vor allem auch daran, dass das Land in der dritten Corona-Welle bislang keinen nationalen Lockdown verhängt hat. Zwar herrscht aktuell ein landesweiter „Alarmzustand“, die Kompetenz für den Gesundheitsbereich tragen jedoch die 17 Autonomen Gemeinschaften. Diese halten sich mit harten Maßnahmen bisher eher zurück, so dass bspw. selbst die Gastronomie und Hotellerie noch in weiten Teilen des Landes geöffnet haben.

Angesichts der zuletzt noch immer angespannten Infektionslage in Frankreich und Spanien sollte es aber nicht überraschen, wenn die Wirtschaft im ersten Quartal zunächst wieder schrumpft. Erst mit wesentlichen Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen, sowohl im In- als auch Ausland, dürfte sich die Konjunktur stärker erholen. Das wird so aber erst mit signifikanten Fortschritten bei den Impfungen und merklich gesunkenen Infektionszahlen eintreten. Derzeit sehen wir diese Entwicklung nicht vor dem kommenden Frühjahr. Wobei auch diese Einschätzung größeren Unsicherheiten unterliegt – wie beispielsweise dem Risiko von aggressiveren Virusmutationen oder ernsten Verzögerungen von Vakzin-Lieferungen.

-- Dr. Christoph Swonke,
-- Matthias Schupeta


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