Landwirtschaft: Strukturwandel schreitet voran
Mit Protesten vor den Lagern verschiedener Discounter hatten die Bauern vor kurzem auf die angespannte Situation in der deutschen Agrarwirtschaft aufmerksam gemacht. Im Kern ging es um viel zu niedrige Erzeugerpreise und immer höhere Auflagen, die den landwirtschaftlichen Strukturwandel beschleunigen.
Die jetzt vom Statistischen Bundesamt vorgelegten ersten Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2020 verdeutlichen die Entwicklung. Danach ist die Zahl der Betriebe seit der Zählung 2010 um 12 Prozent auf 263.500 Höfe gesunken. Gleichzeitig werden die Bauernhöfe immer größer: Bei kaum veränderter Gesamtnutzfläche stieg die durchschnittliche Betriebsgröße um 13 Prozent auf 63 Hektar. Dabei bewirtschaften gerade einmal 14 Prozent der Betriebe inzwischen fast zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands. Allerdings setzt sich auch der Trend zur Umstellung auf den ökologischen Landbau fort. So stieg die Zahl der Ökobauern seit 2010 um rund 60 Prozent auf knapp 26.400 Betriebe, die fast ein Zehntel der deutschen Acker- und Weidefläche umweltschonend nutzen.
Die neue Landwirtschaftszählung bekräftigt unsere Projektion, mit der wir im letzten Jahr in einer Studie, den landwirtschaftlichen Strukturwandel bis 2040 abgeschätzt haben. Dabei gingen wir davon aus, das technischer Fortschritt Antriebsmotor des zu beobachtenden Konzentrationsprozesses bleibt – künftig verstärkt in Form der Digitalisierung. In rund zehn Jahren, wenn die geburtenstarken Jahrgänge unter den Landwirten allmählich in Ruhestand gehen, wird der Strukturwandel einen zusätzlichen Schub erfahren. Im Jahr 2040 dürfte es dann noch rund 100.000 Höfe mit einer Durchschnittsfläche von 160 Hektar geben. Immerhin rund ein Fünftel der deutschen Nutzfläche wird dann von Ökobauern bewirtschaftet werden.
Michael Stappel und Dr. Claus Niegsch
