EUR-USD mit weiterem Aufwertungspotenzial im Jahr 2021
Die Corona-Krise wütet weiter ungemindert. Zuletzt wurden weltweit mehr als 800.000 Neuinfektionen pro Tag vermeldet. Den Finanzmarkt kümmert das nicht, hier dominiert weiterhin die Hoffnung auf eine zügige Impfkampagne und somit ein zumindest absehbares Ende der Krise. Aktienmärkte steigen von einem Rekordhoch zum nächsten, nicht zuletzt auch getrieben von der Erwartung, dass Zentralbanken und Regierungen auch in diesem Jahr alles tun werden, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise abzufedern. Wie schon in unserem Jahresausblick beschrieben, gehen wir davon aus, dass sich das allgemein positive Marktsentiment im weiteren Jahresverlauf halten wird. Selbst sollte sich herausstellen, dass die Impfkampagnen langsamer anlaufen als erhofft, dürfte sich hieran wenig ändern. Zu groß ist das Vertrauen in die Fähigkeit von Zentralbanken und Regierungen, einen adäquaten Puffer zu sichern.
Dieses positive Marktumfeld hat in den vergangenen Monaten allerdings auch dazu geführt, dass der US-Dollar auf breiter Basis an Boden verloren hat. In seiner Funktion als sicherer Hafen war er nicht mehr gefragt. Im Kursverhältnis zum Euro hat sich dies in einer deutlichen Bewegung in Richtung von 1,2350 USD geäußert. Erst seit dem Sieg der Demokraten in Georgia hat sich das Blatt wieder gewendet und der Dollar konnte von der Hoffnung auf eine expansivere US-Fiskalpolitik (die entgegen ursprünglicher Befürchtungen nicht durch höhere Steuern gegenfinanziert werden sollte) profitieren. In den kommenden Wochen sollte dies dem Dollar festeren Boden unter den Füßen bieten, und eine Rückkehr in die Region um 1,20 USD würde uns nicht überraschen. Dennoch sehen wir uns angesichts der aktuellen Lage und vor allem des von unseren Volkswirten erwarteten Anstiegs der US-Inflationsrate zu einer Neubewertung unserer bisherigen EUR-USD-Prognose von 1,15 USD gezwungen.
Vor allem auf Sicht von 3-6 Monaten dürfte der Dollar den unterstellten Anstieg der US-Inflationsrate mit erneuten Verlusten quittieren. Dies ist vor allem der Annahme geschuldet, dass die Fed hierauf nicht, wie in der Vergangenheit, mit einer Abkehr von ihrer weiterhin sehr expansiven Geldpolitik reagieren wird. Die Überarbeitung ihrer Strategie befähigt die US-Notenbank dazu, auch Phasen höherer Inflation „auszusitzen“. Der daraus resultierende sinkende Realzins wird den Dollar spürbar belasten. Erst auf Sicht von 6-12 Monaten gestehen wir dem Dollar dann erneute, moderate Gewinne zu.
Sonja Marten