Devisenmärkte im Corona-Jahr: Auf der Suche nach mehr Volatilität
Ende 2019 hatten wir dem Devisenmarkt ein Jahr mit auffallend niedriger Volatilität attestiert. Die Handelsspannen der von uns betrachteten Währungen lagen fast über das gesamte Spektrum hinweg am unteren Ende der in den vorhergegangen zehn Jahren observierten Bandbreite. Hätte damals jemand die Corona-Krise vorhergesagt, wären wir zweifelsohne zu der Schlussfolgerung gekommen, dass sich dies im Jahr 2020 dramatisch ändern würde. Doch wenngleich insbesondere in den ersten Monaten der Krise zum Teil äußerst dynamische Bewegungen am Devisenmarkt zu beobachten waren, lag die Volatilität vieler Währungspaare auch in diesem annus horribilis auf vergleichsweise niedrigen Niveaus.
Unter den G10-Währungen lag die Handelsspanne im Jahr 2020 (High/Low in Prozent) für die meisten Währungspaare (vs. Euro) im mittleren bis unteren Feld der Bandbreite die wir in den vergangenen zehn Jahren beobachten konnten. Extrembeispiele sind EUR/JPY und EUR/CHF: die Handelsspannen von 10,8% bzw. 3,3% lagen deutlich unterhalb des 10-Jahresdurchschnitts von jeweils 17,7% bzw. 10,7%. Tatsächlich gab es innerhalb des G10-Universums nur eine Währung, die im Jahr 2020 eine deutlich größere Handelspanne zu vermelden hatte: die norwegische Krone, die mit einem High/Low-Ratio von 27,3% einen neuen 10-Jahresrekord aufstellte.
Im Universum der Schwellenländer ist es naturgemäß etwas mehr zur Sache gegangen, doch selbst hier findet sich unter den von uns betrachteten Währungen nur eine, der es „gelungen“ ist, aus der Bandbreite der vergangenen Dekade auszubrechen: der mexikanische Peso. Selbst die Handelsspanne von EUR/TRY, die mit 55% deutlich erhöht war, lag weiterhin innerhalb der historischen Bandbreite.
Der Vergleich zum Aktienmarkt hebt die verhaltene Reaktion des Devisenmarktes auf die Corona-Pandemie noch deutlicher hervor: der Dax wies im Jahr 2020 eine Handelsspanne von über 64% aus, die ganze 20 Prozentpunkte über der Bandbreite der vergangenen zehn Jahre lag.
Sonja Marten

