US-Dollar Smile – Wer zuletzt lacht, lacht am besten?

Über viele Jahre hinweg schienen Devisenprognosen eine einfache Sache: Man musste einfach nur davon ausgehen, dass letztlich der US-Dollar als Sieger aus dem Rennen hervorgeht. Sei es aufgrund von US-Zinserhöhungen, wenn die Konjunktur brummt, sei es aufgrund von Safe-Haven-Zuflüssen, wenn Krisen das Geschehen dominieren. Oder anders gesagt: am Ende lachte immer der Dollar, egal ob die Zeiten gut oder schlecht waren („USD-Smile“). Von dieser mutmaßlichen Unfehlbarkeit ist beim Blick auf die letzten Monate nicht mehr viel übrig. Auch wenn in der EUR-USD-Relation derzeit eine gehörige Portion originärer EUR-Stärke eine Rolle spielt, ist die breit angelegte Schwäche der US-Währung unbestreitbar. Das DZ BANK Research geht allerdings davon aus, dass dies nur eine Übergangsphase ist und auf den Dollar im neuen Jahr wieder bessere Zeiten warten. Die wesentliche Annahme hierfür ist, dass es ihm gelingt, den Wandel von seiner Rolle als Safe-Haven-Währung zur zyklisch attraktiven Investitionswährung zu meistern, die dann vom US-Aufschwung in 2021 profitieren kann.

Wir wollen nicht leugnen, dass dieser Rollenwechsel diesmal unter erschwerten Vorzeichen stattfindet, der Fed sei Dank. In früheren Nach-Krisen-Phasen konnten sich Anleger gewiss sein, dass die US-Geldpolitik schnell und energisch mit Leitzinserhöhungen reagiert, sobald der Aufschwung sicheren Tritt gefunden hat, und damit den Dollar aus der Perspektive der globalen Renditedifferenzen attraktiver werden lässt. Die neue Fed-Strategie lässt nicht nur „echte“ US-Zinserhöhungen, sondern jegliche Art geldpolitischer Straffung in weite Ferne rücken – und das selbst dann noch, wenn die US-Konjunktur wieder rund laufen wird. Für 2021 (und darüber hinaus) bedeutet dies für den Greenback, dass er seinen Sexappeal als Investitionswährung diesmal ohne unterschwellige Zinserhöhungserwartungen unter Beweis stellen muss. Angesichts der Breite und Tiefe der US-Finanzmärkte keine unmögliche, aber durchaus eine schwere Aufgabe, die auf ihn wartet.

-- Dorothea Huttanus


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