Opec+ hat dazu gelernt
Noch im Frühjahr hatte die Opec+ wegen Uneinigkeiten den Ölpreis auf eine epische Talfahrt geschickt. Zum Corona-Nachfrageschock gesellten sich nämlich Produktionssteigerungen - ein perfekter Sturm also! Verspätet reagierte das Ölkartell dann doch und drosselte die Produktion erheblich. Vergangene Woche kam es zu einem weiteren Showdown in der Ölwelt. Diesmal ging es nicht um Produktionskürzungen, sondern um Fördererhöhungen. Also mit anderen Worten um die Frage, wieviel erhöht werden kann, ohne die Ölpreisstabilisierung der letzten Wochen zu konterkarieren.
Es stand mit einer möglichen Erhöhung der Produktion von zwei Millionen Barrel pro Tag wieder viel auf dem Spiel, aber die Opec+ legte einen Produktionserhöhungsplan („Tapering der Kürzungsmaßnahmen“) vor, der positiv überraschte. Demnach wird im Januar die Produktion um 500.000 Barrel pro Tag angehoben. Des Weiteren wird monatlich entschieden, ob die Produktion jeweils in der Größenordnung von 500.000 Barrel in Abhängigkeit der Marktlage weiter erhöht oder wieder gesenkt wird. Dies halten wir für einen vernünftigen Ansatz, wobei es kein Dauerzustand sein kann. So hätte der Irak beispielsweise seine Produktion gerne noch deutlicher erhöht. Zudem werden die US-Fracker auch wieder mehr Öl pumpen. Saudi-Arabien und Co. werden dies nicht als langfristigen Dauerzustand hinnehmen.
Für den Ölpreis sind das unterm Strich gute Nachrichten. Kurzfristig sprechen zwar die hohen Lagerbestände und die noch schwache Nachfrage für einen kleinen Preisrücksetzer. Auf Sicht der nächsten zwölf Monate sollte es dann aber wegen der von uns unterstellten kräftigen Konjunkturerholung preislich bergauf gehen.