Rekordwachstum der EWU-Wirtschaft im dritten Quartal, aber der Winter kommt!

Nachdem der länderübergreifende Lockdown aufgrund der Corona-Krise im Frühjahr die Wirtschaft des Euro-Raums auf Talfahrt geschickt hatte, ging es in den Sommermonaten schnell wieder steil nach oben. Zwischen Juli und September legte das Bruttoinlandsprodukt der EWU getrieben durch Nachholeffekte gegenüber dem Vorquartal um 12,7 Prozent zu. Im zweiten Quartal belief sich das Rekordminus noch auf -11,8 Prozent. Das Bild gleicht sich in allen großen Ländern des Euro-Raums: In Deutschland belief sich der Zuwachs gegenüber dem Vorquartal auf 8,2 Prozent, in Italien auf 16,1 Prozent, in Spanien auf 16,7 Prozent und in Frankreich sogar auf 18,2 Prozent. Zuvor gab es hier jeweils historische Rückgänge.

So beeindruckend und erfreulich diese Meldungen sind, sie sind aber schon Geschichte, denn im Schlussquartal droht wieder neues Ungemach. Der Winter kommt, und mit ihm steigen die Infektionszahlen. Neue Vorsichtsmaßnahmen führen in mehreren Ländern zu (Teil-)Lockdowns. Die Schärfe und Tragweite vom Frühjahr soll zwar vermieden werden, dennoch bremsen die politischen Beschlüsse die Wirtschaftstätigkeit. Immerhin bleiben die Schulen weitestgehend geöffnet, und die Wirtschaft soll in großen Teilen weiterarbeiten können. Aber zahlreiche Dienstleistungsbereiche werden trotzdem wieder fast vollständig heruntergefahren: Dazu zählen Gastronomie, Beherbergung, Kultur, Freizeit und Veranstaltungen. Ziel ist es, die neue Infektionswelle zu brechen, um die Belastungen für das Gesundheitswesen in Grenzen zu halten.

Im Oktober haben zahlreiche Länder ihre Vorkehrungen verschärft. Seit Mitte Oktober befinden sich die Niederlande und Irland im Teil-Lockdown. In Frankreich, Italien und Spanien hat dies bisher nur einzelne Regionen betroffen, aber im Wochentakt folgen weitere Teile und die Schärfe der Maßnahmen nimmt zu. Dazu zählen Einschränkungen der privaten Kontakte und nächtliche Ausgangsperren. Auch Deutschland hat sich ab dem 02.11. für vier Wochen weitgehende Einschränkungen verordnet.

Damit wird aus unserer Sicht das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal wieder massiv gebremst, ein erneuter Rückgang steht zu befürchten. Und eine durchgreifende Besserung ist auch in den ersten kalten Monaten Anfang des Jahres 2021 nicht in Sicht. Die Gefahr einer erneuten Rezession im Euro-Raum steigt.

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