China: Kräftiger Außenhandel unterstreicht Konjunkturerholung

Längst ist China zurück auf Wachstumskurs. Dass die schnelle wirtschaftliche Erholung nach dem tiefen Corona-Einbruch Anfang des Jahres nicht nur von den üblichen staatlichen Konjunkturstimuli getragen wurde, sondern sich auch auf eine hohe Nachfrage aus dem Ausland stützen konnte und kann, haben die aktuellen Außenhandelszahlen aus der Volksrepublik wieder eindrucksvoll bewiesen. Trotz der globalen Rezession konnte Chinas Exportindustrie im September rund 10 Prozent mehr Waren auf seinen Auslandsmärkten absetzen als im vergangenen Jahr.

Bemerkenswert ist, dass China bei seinem immer noch wichtigsten Abnehmer, den USA, in den vergangenen Monaten hohe Absatzerfolge verzeichnen konnte, obwohl die im Handelsstreit eingeführten Importzölle weiterhin in Kraft sind. Längst ist der Anteil chinesischer Produkte an den Gesamtimporten der Amerikaner wieder so hoch wie vor Ausbruch des Zollstreits. Auch auf anderen Absatzmärkten konnten die Chinesen Marktanteile hinzugewinnen, in Australien oder Frankreich beispielsweise, wo die Nachfrage nach chinesischen Waren bis zuletzt hoch war. Profitiert hat die chinesische Industrie davon, dass sie bereits früher wieder lieferfähig war als die internationale Konkurrenz. Aber auch die weltweit erhöhte Nachfrage nach medizinischer Schutzausrüstung, Büroausstattung, Möbeln und Unterhaltungselektronik, wo die Chinesen Marktführer sind, kommt den Exporten nach wie vor zugute.

Inzwischen importiert China auch wieder deutlich mehr, um gut 13 Prozent lagen die Einfuhren zuletzt über dem Vorjahr. Profitiert haben vor allem die asiatischen Nachbarn, wo China hauptsächlich Vorprodukte für die Elektronikexporte in die USA und nach Europa bezieht. Auch einige Rohstoffproduzenten, wie Brasilien, Kanada oder Neuseeland verzeichneten zuletzt hohe Zuwächse ihrer Lieferungen nach China, genauso wie die meisten EU-Länder, allen voran Italien und Deutschland. Hauptprofiteur bleiben aber die USA, wo China insbesondere Sojabohnen und Flüssiggas kaufte, ganz im Einklang mit den Verpflichtungen, die Peking im Januar mit Washington eingegangen ist.

Die Erholung der chinesischen Wirtschaft und insbesondere der Importnachfrage sind sicherlich gute Nachrichten für die Weltwirtschaft. Positiv ist auch, dass die chinesischen Verbraucher, die noch bis weit in den Sommer zutiefst von der Epidemie und ihren Folgen verunsichert waren, mehr und mehr ihre Skepsis ablegen und versäumte Käufe und Aktivitäten nachzuholen beginnen. Davon werden viele Volkswirtschaften in den kommenden Monaten profitieren können, auch wenn die hohe und für viele Länder wichtige Reisetätigkeit der Chinesen weiter massiv eingeschränkt bleiben wird. Die kräftige Erholung der chinesischen Wirtschaft wird sich auch in den Wachstumszahlen vom dritten Quartal niederschlagen, die am kommenden Montag veröffentlicht werden. Wir rechnen mit einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums auf knapp fünf Prozent. China wird in diesem Jahr eine der ganz wenigen Volkswirtschaften sein, die ein positives Wachstum aufweisen kann.


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