Kollateralschäden

In den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts war die Welt aus Sicht der Notenbanken noch in Ordnung. Es gab wirtschaftliche Zyklen und Inflation. Das Bestreben der Notenbanken war, die zeitweise überschäumenden Teuerungsraten zu bändigen und dafür wurden auch Kollateralschäden in Kauf genommen. Sie konnten sogar sehenden Auges eine "Stabilisierungsrezession" herbeiführen, nur um aus dem Ruder gelaufene Inflationserwartungen wieder einzufangen und die Preissteigerungsraten zu dämpfen.

Heute sehen sich die Notenbanken (existenziellen) Krisen und struktureller niedriger Inflation gegenüber. Krisenbewältigung und Schaffung von Inflation sind die Hauptaufgaben geworden. Auch diese Herausforderungen werden von den Notenbanken mit Vehemenz angegangen und Kollateralschäden werden wieder in Kauf genommen. Die Kollateralschäden sind jetzt aber keine Rezession, sondern überbordende Kapital- und Immobilienmärkte sowie eine steigende Verschuldung.

Den gordischen Knoten, den die Notenbanken geschaffen haben, könnte eine steigende Inflation zerschlagen. Es ist jedoch offen und unsicher, ob mit niedrigen Zinsen und einer steigenden Geldmenge tatsächlich Inflation geschaffen werden kann, denn die eigentliche Triebfeder für Inflation, eine steigende Nachfrage, fehlt. Gründe dafür sind nicht zuletzt eine alternde Gesellschaft und eine zunehmende Digitalisierung.

 

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