Deutsche Sparquote schießt in Q2 auf über 20 Prozent

In„Normalzeiten“ folgt die Sparquote privater Haushalte in Deutschland einem saisonalen Muster: Im ersten Quartal – nach Weihnachten und vor der Urlaubssaison – legen die Bürger mit durchschnittlich gut 14 Prozent einen hohen Teil ihres Einkommens auf die hohe Kante, während die Sparrate in den nachfolgenden Quartalen mit rund 9 bis 10 Prozent deutlich niedriger ausfällt. Als Folge der Corona-Krise wird das übliche Muster in diesem Jahr jedoch ordentlich durcheinandergewirbelt.

Bereits im ersten Quartal fiel die Sparquote mit 16,5 Prozent deutlich höher aus als in den Vorjahren und im zweiten Quartal schoss sie gar auf 20,1 Prozent. Die Gründe hierfür liegen in der Angst vor Einkommenseinbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, an Lockdown und Reisebeschränkungen, die vor allem in der ersten Hälfte des zweiten Quartals den privaten Verbrauch massiv behinderten, sowie an der Ende des zweiten Quartals für die zweite Jahreshälfte angekündigten Mehrwertsteuersenkung. Dass die Sparquote dermaßen stark anstieg, hängt aber auch damit zusammen, dass die Einkünfte der Privathaushalte angesichts der Ausmaße der anhaltenden Corona-Krise bisher erstaunlich stabil blieben: Verglichen mit Q2/2019 fiel das verfügbare Einkommen im Q2/2020 gerade mal 0,8 Prozent niedriger aus. Dagegen ist der private Verbrauch nominal um 11,7 Prozent eingebrochen.

Auch in der zweiten Jahreshälfte dürfte die Sparquote hoch bleiben und im Gesamtjahr auf rund 16 Prozent steigen, verglichen mit 10,9 Prozent in 2019. Gerade das zweite Quartal 2020 zeigt sehr deutlich, dass einkommensstützende Maßnahmen im Kontext der Corona-Krise zwar erfolgreich die verfügbaren Einkommen der Privathaushalte stabilisieren konnten, die Sparquote aber trotzdem stark anstieg und der Konsum einbrach. Vor diesem Hintergrund, kann die letzte Woche vom Bundeskabinett beschlossene Verlängerung der großzügigen Regelungen zur Kurzarbeit bis Ende 2021 kritisch gesehen werden. Das gilt vor allem auch, wenn damit der wirtschaftliche Strukturwandel behindert wird und die Volkswirtschaft an Effizienz verliert, weil Fachkräfte in kriselnden Unternehmen gehalten werden, während andere Firmen mit erfolgreichem Geschäftsmodell händeringend qualifiziertes Personal suchen.

 


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