04.09.2020
Orientiert sich die EZB an der Fed?
Vor dem Hintergrund, dass viele Zentralbanken trotz einer ultra-expansiven Geldpolitik ihre selbstgesteckten Inflationsziele schon seit Jahren verfehlen, kann die Frage nach der Angemessenheit dieser Ziele gestellt werden. Die Fed ist nun vorgeprescht und hat neue Zielgrößen für die Inflationsrate und die Beschäftigungsentwicklung angekündigt. Auch die EZB hat schon vor längerer Zeit angekündigt, ihre geldpolitische Strategie auf den Prüfstand zu stellen und eventuell die angestrebte Inflationsrate von derzeit "auf mittlere Sicht nahe, aber unter 2%", die sie seit 2003 benutzt, anzupassen. Unseres Erachtens dürfte sich die EZB bei ihrer Strategieüberprüfung, die bis Mitte des kommenden Jahres abgeschlossen sein soll, ebenfalls an einer durchschnittlichen Inflationsrate orientieren.
Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass sich die EZB an der Fed orientieren wird und ein flexibleres Inflationsziel anstreben wird. Dabei ist die neue strategische Ausrichtung der Fed nicht ohne Kritik zu sehen. So hat keinen konkreten Zeitraum für die Erreichung der durchschnittlichen Inflation, beziehungsweise keine exakte Messmethode angegeben. Auch die EZB muss in dieser Hinsicht eine Entscheidung treffen, wie transparent sie die Messmethode zur Inflationserreichung offenlegt.
Außerdem bleibt nach der Strategieanpassung weiterhin völlig offen, wie die Fed es schaffen will, nach über zehn Jahren der Zielunterschreitung überhaupt eine Inflationsrate von 2% zu erreichen, geschweige denn, diese Marke für einige Zeit zu überschreiten. Diese Problematik ergibt sich auch für die EZB, wenn sie ein durchschnittliches Inflationsziel in Betracht ziehen sollte. So gibt es zweifelsohne viele strukturelle Faktoren, die dafür Sorge tragen, dass die Preissteigerungsraten in den zurückliegenden Jahren in fast allen Industrieländern im Trend gesunken sind. Hierunter lassen sich die demografische Entwicklung, die Einbeziehung von Schwellenländern in den globalen Handel oder eine erhöhte Preissensitivität von Konsumenten festhalten.
Nicht zuletzt steht im Raum, dass die EZB nicht nur die Größe zur Messung der Preisniveaustabilität anpasst, sondern wie viele andere Notenbanken auch weitere strategische Kenngrößen in ihren Zielkanon aufnehmen wird. So könnte die EZB mehr Gewicht auf weitere Größen legen, wie ein angemessenes Wirtschaftswachstum oder die Bekämpfung des Klimawandels, wenn hierdurch das Wachstum und die Inflation nachhaltig beeinflusst werden. Gerade beim Klimawandel dürften die Meinungen jedoch sehr weit auseinandergehen, inwiefern die EZB neben der Forschung über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Finanzmärkte und Geldpolitik sowie einer Vorbildfunktion auch konkrete Maßnahmen ergreifen wird. Diesbezüglich dürfte den Währungshüter wichtig sein, dass sie Zielkonflikte möglichst vermeiden. Nicht zuletzt könnte es bei der Formulierung eines neuen Zielkanons der EZB hilfreich sein, wenn sich die EZB deutlicher als bislang zur Unterstützung der Währungsunion selbst verpflichten würde.
Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass sich die EZB an der Fed orientieren wird und ein flexibleres Inflationsziel anstreben wird. Dabei ist die neue strategische Ausrichtung der Fed nicht ohne Kritik zu sehen. So hat keinen konkreten Zeitraum für die Erreichung der durchschnittlichen Inflation, beziehungsweise keine exakte Messmethode angegeben. Auch die EZB muss in dieser Hinsicht eine Entscheidung treffen, wie transparent sie die Messmethode zur Inflationserreichung offenlegt.
Außerdem bleibt nach der Strategieanpassung weiterhin völlig offen, wie die Fed es schaffen will, nach über zehn Jahren der Zielunterschreitung überhaupt eine Inflationsrate von 2% zu erreichen, geschweige denn, diese Marke für einige Zeit zu überschreiten. Diese Problematik ergibt sich auch für die EZB, wenn sie ein durchschnittliches Inflationsziel in Betracht ziehen sollte. So gibt es zweifelsohne viele strukturelle Faktoren, die dafür Sorge tragen, dass die Preissteigerungsraten in den zurückliegenden Jahren in fast allen Industrieländern im Trend gesunken sind. Hierunter lassen sich die demografische Entwicklung, die Einbeziehung von Schwellenländern in den globalen Handel oder eine erhöhte Preissensitivität von Konsumenten festhalten.
Nicht zuletzt steht im Raum, dass die EZB nicht nur die Größe zur Messung der Preisniveaustabilität anpasst, sondern wie viele andere Notenbanken auch weitere strategische Kenngrößen in ihren Zielkanon aufnehmen wird. So könnte die EZB mehr Gewicht auf weitere Größen legen, wie ein angemessenes Wirtschaftswachstum oder die Bekämpfung des Klimawandels, wenn hierdurch das Wachstum und die Inflation nachhaltig beeinflusst werden. Gerade beim Klimawandel dürften die Meinungen jedoch sehr weit auseinandergehen, inwiefern die EZB neben der Forschung über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Finanzmärkte und Geldpolitik sowie einer Vorbildfunktion auch konkrete Maßnahmen ergreifen wird. Diesbezüglich dürfte den Währungshüter wichtig sein, dass sie Zielkonflikte möglichst vermeiden. Nicht zuletzt könnte es bei der Formulierung eines neuen Zielkanons der EZB hilfreich sein, wenn sich die EZB deutlicher als bislang zur Unterstützung der Währungsunion selbst verpflichten würde.
04.09.2020