Euro-Raum PMIs: Von Euphorie keine Spur (mehr)

Was hoch fliegt, kann auch schnell wieder fallen. Diese Erfahrung machten nun die Einkaufsmanagerindizes (PMI) für den Euro-Raum. Der gesamtwirtschaftliche „Composite“-PMI, der im Juli noch einen Höhenflug hinlegte, notierte im August bei 51,6 Zählern. Das ist ein deutlicher Abschlag von 3,3 Punkten. Die Messzahl für den Industriesektor von 51,7 Punkten hat sich kaum verändert, trotz einer zuletzt merklich verbesserten Auftragslage. Angesichts steigender Infektionszahlen und der Diskussion über eine mögliche „zweite Welle“ kommt die Verunsicherung im Dienstleistungssektor nicht überraschend. Hier ging der entsprechende Index um kräftige 4,4 auf 50,1 Zähler zurück. Immerhin hielt sich das PMI-Stimmungsbarometer oberhalb der Marke von 50 Zählern, womit eine gewisse Zuversicht in der Privatwirtschaft des Euro-Raums weiterhin vorherrscht.

Bei den bisher veröffentlichten Länderergebnissen für Deutschland und Frankreich fällt die Auswertung der PMIs ein Stück weit gespalten aus. In beiden Ländern hat insbesondere der Dienstleistungssektor das Monatsergebnis stark beeinträchtigt. Erneute Reisebeschränkungen, die Angst vor einer zweiten Infektionswelle und ein anhaltender Rückgang der Beschäftigung hat die Stimmung in diesem Sektor wieder etwas nach unten gezogen.

In der bislang eher skeptischen Industrie Deutschlands sorgen unterdessen die wieder anziehenden Auftragseingänge für mehr Optimismus, von Euphorie kann hier aber noch keine Rede sein. Der Ausblick für die Exportmärkte bleibt bis auf Weiteres eher durchwachsen. In Frankreich hatten zwar die industriellen Neuaufträge aus dem Inland zugelegt. Die Produktion ist jedoch noch deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau, was weiterhin für erhöhten Kostendruck und Arbeitsplatzabbau sorgt. Frankreichs PMI rutschte damit sogar unter die PMI-„Expansionsschwelle“ von 50-Zählern. Hier hat sich der Ausblick spürbar eingetrübt.

Trotz der merklichen Stimmungsabschwächung im August sehen wir derzeit keine Trendumkehr vom eingeleiteten Erholungspfad. Eine gewisse Volatilität ist in Folge der sehr unsicheren Entwicklung in der Pandemiezeit zu erwarten gewesen. Dennoch zeigt der August-Wert, dass die Erholungsphase durchaus wackelig sein kann. Gerade für den tourismusabhängigen Süden Europas sind die Konjunkturrisiken angesichts zahlreicher Reisewarnungen wieder höher. In unserer Konjunktur-Prognose für das Jahr 2020 mit -8,7 Prozent haben wir für den Euro-Raum leichte Rückschläge aber implizit unterstellt.

 


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