Japans Wirtschaft im zweiten Quartal im Corona-Tief

 

Die japanische Wirtschaft hat im zweiten Quartal schwere Wachstumseinbußen erlitten. Die Wirtschaftsleistung sank vorläufigen Meldungen zufolge um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal und ist damit das dritte Mal in Folge gesunken. Die Corona-Pandemie, die im April und Mai die Ausrufung des nationalen Notstands ausgelöst hatte, hat damit nun zu einem noch stärkeren Konjunkturrückschlag geführt als die letzte globale Finanzkrise von 2009.

Dass vor allem der private Konsum im letzten Quartal stark zurückgefallen ist (-8,2 % Q/Q), war angesichts der Anti-Corona-Restriktionen zu erwarten gewesen. Viele Geschäfte waren ja zumindest temporär geschlossen, die Unternehmen hatten Produktionsstopps verkündet und die Arbeitslosigkeit war im Mai auf den höchsten Stand in drei Jahren geklettert. Die Konsumunlust war auch deutlich in den Sentiment-Indikatoren der Wirtschaft ablesbar gewesen. Eindeutig enttäuschend ist allerdings der Umstand, dass auch der Staatsverbrauch im zweiten Quartal negativ war (-0,3 % Q/Q). Hier hätte man erwarten können, dass die expansiven Maßnahmen der Regierung, die immerhin seit April zwei große Fiskalpakete geschnürt hat, noch vor der Jahresmitte deutlicher zum Tragen gekommen wären.

Letztlich hat aber auch der Rückgang der privaten Investitionen (-1,5 %) und der starke Exportrückgang entscheidend zum negativen Quartalsergebnis beigetragen. Die Exporte sind wegen der rezessiven Weltkonjunktur in Q2 zweistellig gefallen. Der Außenbeitrag hat allein rund drei „Wachstumsprozente“ gekostet. Hier gab es zuletzt allerdings erste Anzeichen einer Erholung, auch weil die Nachfrage aus China wieder angezogen hat.

Je tiefer der Fall, desto dynamischer der wirtschaftliche Wiederanstieg? Ob es in Q3 in Japan ähnlich starke „Rebound“-Effekte geben wird wie wir sie etwa für einige europäische Länder erwarten, erscheint derzeit zweifelhaft. In Japan fallen nämlich weiterhin viele Wirtschaftsbereiche wie etwa der Fremdenverkehr und das Gastgewerbe, aber auch andere Dienstleistungsbereiche als Wachstumsträger vorerst weiter aus, und auch die Abhängigkeit vieler japanischer Unternehmen von guter Exportnachfrage, die kurzfristig noch nicht erkennbar ist, dämpft den Konjunkturoptimismus.

Erschwerend kommt hinzu, dass die jüngsten Corona-Fallzahlen wieder unerwartet stark nach oben gezeigt haben. Japan hatte zuletzt mehr neue tägliche Infektionen zu vermelden als Deutschland. Sollte es abermals zu einem „nationalen Notstand“ mit weitreichenden Restriktionen kommen, wäre ein kurzfristiger Wiederaufschwung der Wirtschaft kaum noch denkbar.

 



 

 

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