Corona-Krise wirft den Euro-Raum zurück in das Jahr 2005!

Der länderübergreifende Corona-Lockdown hat im Euro-Raum im zweiten Quartal zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 12,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal geführt. Dieser Einbruch ist nicht nur historisch hoch. Das BIP befindet sich nun sogar nur noch auf dem Niveau des Jahres 2005! 15 Jahre Konjunkturgeschehen wurden innerhalb von nur zwei Quartalen zurückgesetzt. Es wird trotz der zu erwartenden teils kräftigen Erholung dauern, bis dieser Einschnitt wieder aufgeholt sein wird.

Auch der Blick auf die großen Mitgliedsländer, für die schon ersten Berechnungen oder Schätzungen vorliegen, zeigt die Dramatik der Corona-Rezession. Alle Länder mussten im zweiten Vierteljahr 2020 jeweils zweistellige Rückgänge bei der Quartalsrate verbuchen. Am besten kam noch die deutsche Volkswirtschaft weg. Hier belief sich das Minus auf 10,1 Prozent, in Italien -12,4 Prozent, in Frankreich waren es -13,8 Prozent und in Spanien sogar -18,5 Prozent. Alles jeweils noch nie dagewesene Rückgänge der Wirtschaftsleistung und dramatische Einschnitte ins Wirtschaftsgeschehen, die die Länder weit zurückwerfen.

Damit dürfte der Tiefpunkt der aktuellen Krise aber auch erstmal durchschritten worden sein. Umfragebasierte Indikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes haben schon seit Mai eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation signalisiert. Auch die Umsatzzahlen aus dem Einzelhandel oder die Produktionszahlen aus der Industrie zeigen, dass es mit dem Einsetzen der Lockerungsmaßnahmen wieder teilweise kräftig nach oben geht. Auch die fiskalischen Maßnahmen der Einzelländer und auf EU-Ebene werden stützen. Zudem ist der Verlust an Arbeitsplätzen bislang vergleichsweise gering. Die reichliche Nutzung der Kurzarbeit federt viel ab. Die Zutaten für einen Aufschwung sind also gegeben.

Eigentlich deutet daher vieles auf eine ordentliche Erholung hin. Dennoch, der Virus bleibt uns erstmal erhalten und damit auch die Einschränkungen vieler Dienstleistungsbereiche in Gastronomie, Beherbergung und Transport. Zudem dürfen die sonstigen konjunkturellen Risiken wie Brexit oder die internationalen Handelsstreitigkeiten nicht vergessen werden. Alles zusammengenommen ist das mehr als nur Sand im Wirtschaftsgetriebe, der die konjunkturelle Erholung bremst. Für das Jahr 2020 ist daher für die EWU ein Minus des Bruttoinlandsprodukts von rund 9 Prozent zu erwarten. Und das auch nur, wenn eine zweite Welle und ein erneuter Lockdown vermieden werden können.

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