Beflügelte Einkaufsmanagerindizes im Juli – Ist die Krise bereits ausgestanden?
Die europäischen Einkaufsmanager haben sich gemäß der Umfrage von IHS Markit im Juli deutlich zuversichtlicher gezeigt. Der Composite-Einkaufsmanagerindex als umfassendes Stimmungsbarometer zur Lage bei den Dienstleistern und im verarbeitenden Gewerbe stieg 6,3 Zähler auf 54,8 Punkte im Juli. Das ist der höchste Wert seit Mitte 2018. Dahinter stand eine deutliche Stimmungsverbesserung in beiden Bereichen der Privatwirtschaft.
Beim ersten Blick auf die Zahlen möchte man fast meinen, dass die Corona-Krise nach einem kurzen, aber tiefen Einschnitt ausgestanden ist. Doch bei der genaueren Betrachtung der Messzahl, beispielsweise für den Dienstleistungsbereich, die das größte Plus in der Monatsbefragung erzielte, darf man nicht vergessen, wie diese erhoben wird. Sie beruht allein auf einer Schlüsselfrage, nämlich: „Ist das Niveau der Geschäftstätigkeit in Ihrem Unternehmen höher, gleich oder niedriger als vor einem Monat?“.
Angesichts der fortgeschrittenen Lockerungen und des zunehmenden (touristischen) Reiseverkehrs ist es kein Wunder, dass Dienstleister von einer besseren Geschäftstätigkeit berichten. Zuletzt haben aber die Meldungen von wieder steigenden Infektionszahlen in zahlreichen Regionen wieder zugenommen. Zudem berichtet die Industrie gemäß IHS Markit von weiterhin sinkenden Auftragsbeständen und die Beschäftigungsabsichten gehen weiter zurück. Daher ist es aus unserer Einschätzung definitiv zu früh, jetzt schon ein Ende der wirtschaftlichen Krise auszurufen.
In Deutschland stieg der Composite-Einkaufsmanagerindex um 8,5 Zähler auf 55,5 Indexpunkte. Dahinter standen deutliche Stimmungsaufhellungen sowohl bei den Dienstleistern als auch im verarbeitenden Gewerbe. Die gestiegene Zuversicht drückt sich in einer anziehenden Nachfrage und einem Plus bei den Exportaufträgen aus. Allerdings schrumpfen die Auftragsbestände noch und die Beschäftigungsabsichten in der Industrie gehen weiter zurück.
In Frankreich konnten sich die Einkaufsmanagerindizes zu Beginn des dritten Quartals oberhalb der neutralen Marke von 50 Indexpunkten halten. Mehr noch, durch eine deutliche Verbesserung der Stimmung bei den Dienstleistern steig der Composite Einkaufsmanagerindex von 51,7 auf 57,6 Indexpunkte. Das ist der höchste Wert seit Anfang 2018. Im verarbeitenden Gewerbe ging es dagegen etwas nach unten, aber nur leicht.