Corona-Krise verstärkt Handlungsdruck in der Altersvorsorge
Durch den demographischen Wandel hatte sich bereits vor der Corona-Krise Reformbedarf bei der Rente aufgestaut. Zwar bremst der Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel das Versorgungsniveau der Rente etwas ab. Trotzdem dürfte der Bei-tragssatz ohne substanzielle Reformen bis 2070 stark steigen. Gleichzeitig werdenimmer größere Bundeszuschüsse zur Finanzierung der Rente notwendig, die den Bundeshaushalt langfristig überfordern. Unter den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen müssten die Lasten vor allem die Jungen tragen.
Die direkten Auswirkungen der Corona-Krise auf die Altersvorsorge bleiben zwar begrenzt. Allerdings erhöhen stark steigende Staatsschulden, deren Tilgung und Zinsen den Bundeshaushalt später belasten, den Handlungsdruck zur Reform der gesetzli-chen Rente. Auch die kapitalgedeckte Altersvorsorge leidet unter den indirekten Folgen der Corona-Krise. So haben Zentralbanken gigantische Anleihekaufprogramme gestartet und Leitzinsen gesenkt, um die Wirtschaft in ihrer Erholung zu stützen. Das verlängert die bereits seit Langem anhaltende Niedrigzinsphase, so dass der Zinseszinseffekt bei Kapitalaufbau für noch längere Zeit weitgehend wegbricht.
Die Bewältigung der Herausforderungen erfordert eine Rentenreform, die eine nachhaltige Finanzierbarkeit der gesetzlichen Rente ermöglicht und vor allem den Anstieg der notwendigen Bundeszuschüsse begrenzt. Dabei kann die Flexibilisierung des Renteneintritts ein wichtiger Baustein sein. Darüber hinaus wären Anreize für einen Ausbau der ergänzenden kapitalgedeckten Altersvorsorge notwendig, sowie eine stärkere Nutzung der Renditechancen von Aktien beim Kapitalaufbau. Außerdem muss für einen planvollen nachhaltigen Abbau der durch die Corona-Krise entstandenen Schulden gesorgt werden. Für die Zeit, bis die Schulden zurückgezahlt wurden, sollte sich der Staat die aktuell extrem niedrigen Zinsen durch entsprechend lange Laufzeiten der emittierten Staatsanleihen sichern.
Die Publikation zum Thema finden Sie hier:
/content/dam/dzresearch/uploads/2020/07/Corona-Krise_verstaerkt_Handlungsdruck_in_der_Altersvorsorge_06072020.pdf