Inflationsrate in der EWU knapp über Null – negative Werte in der Zweiten Jahreshälfte zu erwarten
Der Auftrieb bei den Verbraucherpreisen im Euro-Raum bleibt im Juni gemäß der vorläufigen Berechnung von Eurostat nur verhalten. Die Inflationsrate, gemessen am europaweit harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), lag im Juni gemäß der vorläufigen Berechnung bei 0,3 Prozent. Damit war die Rate etwas höher als im Vormonat mit 0,1 Prozent. Dabei ließ der hohe Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln etwas nach, für Energie musste erneut deutlich weniger bezahlt werden als noch vor einem Jahr. Bei den übrigen Dienstleistungs- und Güterpreisen bleibt der Preisauftrieb positiv aber moderat. Noch immer konnten wegen der Coronakrise nicht alle Preisdaten erhoben werden. Im Juni mussten in der Summe 11 Prozent der relevanten Daten geschätzt werden. Damit ergibt sich eine gewisse Fehleranfälligkeit der Daten.
Auf Länderebene zog die Inflationsrate in Deutschland von 0,5 auf 0,8 Prozent an. In Frankreich verringerte sie sich von 0,4 auf 0,1 Prozent, Spanien und Italien verzeichneten negative Raten von -0,3 beziehungsweise -0,4 Prozent. Eine einheitliche Preisbewegung gab es demnach nicht.
Auch wenn im Juni der Abwärtstrend der Inflationsrate im Euro-Raum gestoppt hat, ist für den Juli mit einem Rückgang zu rechnen. Die temporäre Absenkung der Mehrwertsteuer in Deutschland wird sich hier sichtbar bemerkbar machen. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes würde die Senkung des regulären Satzes von 19 auf 16 Prozent und des ermäßigten Satzes von 7 auf 5 Prozent bei voller Weitergabe an die Verbraucher zu einem Rückgang der Inflationsrate um 1,6 Prozent führen. Dass die Senkung in vollem Umfang weitergegeben wird, ist zwar nicht zu erwarten, dennoch dürfte das Preisniveau in Deutschland spürbar nachgeben. Und bei einem wirtschaftlichen Gewicht Deutschlands von rund 28 Prozent wird sich dies auch in der Gesamtrate der EWU bemerkbar machen. Die Inflationsrate des Euro-Raums wird dadurch in der zweiten Jahreshälfte 2020 vorübergehend in negatives Terrain geschickt.