China: Immer mehr Zeichen der Erholung

In den meisten Bereichen der chinesischen Wirtschaft überwiegen mittlerweile die Zeichen der Erholung. Nicht nur die Umfragewerte signalisieren inzwischen wieder Wachstum, auch die „harten“ Konjunkturindikatoren sind auf einen Erholungspfad eingeschwenkt. Die Industrie hat ihr Vorkrisenniveau wieder erreicht und liegt gegenüber dem Vorjahr seit April im Plus. Sogar ein leichtes Gewinnwachstum wurde jetzt gemeldet. Der Einzelhandel hat den Rückstand gegenüber letztem Jahr zuletzt zumindest deutlich verkleinert, wozu vor allem die kräftigen Umsätze der Autohändler in den letzten Wochen beigetragen haben. Sie konnten ihren 80-prozentigen Rückgang vom Februar tatsächlich komplett wiederaufholen. Viel spricht damit dafür, dass die Zahlen zum Wirtschaftswachstum im zu Ende gehenden zweiten Quartal, die China in rund zwei Wochen veröffentlichen wird, gut ausfallen werden. Gegenüber dem Vorjahr dürfte wieder ein leichtes Plus zu Buche stehen, das entspräche einem Anstieg gegenüber dem desaströsen Vorquartal von bis zu neun Prozent.

Also, alles wieder in Ordnung im Ursprungsland der Pandemie? Sicher nicht! Nach diesem ersten Aufholeffekt dürfte die Konjunkturerholung wesentlich holpriger weitergehen. Die Verbraucher bleiben verunsichert, das zeigt das deutlich gefallene Konsumklima. Viele Chinesen kämpfen mit Einkommens- und Arbeitsplatzverlust. Hinzu kommt die Angst vor einer zweiten Infektionswelle, und zwar nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in der politischen Führung. Das haben der erneute Corona-Ausbruch auf einem Pekinger Großmarkt und das harsche Vorgehen der Behörden gezeigt. Regional begrenzte Lockdowns könnten also auch in der zweiten Jahreshälfte immer wieder vorkommen. Und schließlich dürfte die schwere globale Rezession schon bald ihre volle Bremswirkung auf Chinas Außenhandel entfalten, nicht zu vergessen der um seine Wiederwahl bangende US-Präsident, der schon wieder mit Sanktionen im bilateralen Handel droht. Chinas wirtschaftliche Erholung könnte also noch in stürmischeres Fahrwasser geraten.

Chinas Wirtschaft dürfte in diesem Jahr nur stagnieren. Damit wird die zweitgrößte Volkswirtschaft aber immer noch zu den ganz wenigen Ländern zählen, die in diesem Jahr keinen Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung gegenüber 2019 verkraften müssen. Für die Weltwirtschaft bleibt China also auch weiterhin eine wichtige stabilisierende Größe.

 


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