Große Teile des deutschen Mittelstands leiden stark unter der Corona-Krise

In der Vergangenheit hat sich der inlandsorientierte Mittelstand robust und nur wenig abhängig von konjunkturellen Schwankungen gezeigt. Selbst die Finanzmarktkrise konnte ihm nicht allzu viel anhaben, da die Inlandsnachfrage relativ solide blieb. In der Corona-Krise brach die Nachfrage auf dem Heimatmarkt jedoch ein. Wie die Ergebnisse unserer aktuellen Mittelstandsumfrage zeigen, traf dies den Mittelstand stark: Der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen der Geschäftslage fiel von fast 62 Punkten im vergangenen Herbst auf nur noch 3,6 Punkte und damit noch unter sein Niveau zur Zeit der Finanzmarktkrise. Relativ wenig betroffen sind nur die Mittelständler im Baugewerbe.

Viele Menschen sorgen sich um die Sicherheit von Job und Einkommen. Obwohl erst einmal eine große Zahl von Beschäftigungsverhältnissen durch Kurzarbeit gesichert wurde, werden die Arbeitslosenzahlen steigen. Auch die Unternehmen machen sich große Sorgen um ihre Zukunft und verschieben ihre Investitionen tendenziell nach hinten. Die Folgen dieser Krise wird auch der Mittelstand noch lange spüren, die Geschäftserwartungen fallen derzeit so schlecht aus wie seit der Finanzmarktkrise nicht mehr.

Neben der weggebliebenen Nachfrage bereiten den Mittelständler zudem Facharbeitermangel, Bürokratie und steigende Kosten zunehmend Sorgen. Eine gegenüber unserer Herbstumfrage (deutlich) gestiegene Zahl von Mittelständlern identifizierte diese Belastungen als aktuelle Problemfelder. Die stärker empfundene Kosten- und Bürokratiebelastung führt auch zu einer zwiespältigen Bewertung des Klimapakets der Bundesregierung. So befürchten gut 60 Prozent der Mittelständler dadurch weitere Kostensteigerungen, Vorteile für das eigene Unternehmen sehen weniger als ein Drittel. Sechs von zehn Unternehmen gaben aber auch an, dass die Vorteile für die Gesellschaft langfristig überwiegen.

Viele Mittelständler belastet noch ein weiteres Problem: Die demografische Entwicklung verschärft auch die Nachfolgeproblematik. In den nächsten zehn Jahren steht bei rund einem Drittel der mittelständischen Unternehmen die Unternehmensnachfolge an. Im Herbst 2017 betraf dies noch lediglich gut ein Viertel der Befragten.
Insgesamt kann man aber zuversichtlich sein, dass die Mehrzahl der Mittelständler die aktuellen Herausforderungen meistern wird und die gute Marktposition langfristig verteidigen kann. Dabei hilft ihnen auch ihre gute Eigenkapitalausstattung: Die Eigenkapitalquote stieg nach Berechnungen des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) von 7,5 Prozent im Jahr 2001 kontinuierlich auf 27,4 Prozent im Jahr 2018.

 


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