Deutsche Konjunktur: Nach dem Tiefpunkt, wie geht es weiter?
Die deutschen Konjunkturdaten für den Monat April, die in den vergangenen Tagen veröffentlicht worden sind, machen die ganze Schwere der aktuellen Krise deutlich. Vor allem der Industriebereich ist extrem hart getroffen. Das zeigen auch die letzten Außenhandelsdaten.
Im Vergleich zum März sind die deutschen Exporte im April um fast ein Viertel eingebrochen. In saisonbereinigter Rechnung entspricht das einem Ausfall von fast 25 Mrd. Euro. Dabei gab es die stärksten Rückgänge im Handel mit denjenigen Ländern, die am härtesten von der Corona-Pandemie betroffen wurden. Die Ausfuhren nach Frankreich und Italien, wo man sich im April fast im totalen wirtschaftlichen Lockdown befand, sanken zwischen 40 und 50 Prozent. Auch in die USA wurden fast 36 Prozent weniger Waren ausgeführt.
Umgekehrt haben die deutschen Unternehmen im April auch deutlich weniger Güter aus dem Ausland eingeführt. Das liegt vor allem daran, dass auch hierzulande die Produktion im April stark zurückgefahren werden musste. Im Verarbeitenden Gewerbe sank der Output im Monatsvergleich um mehr als 20 Prozent, nach einem Minus von gut zehn Prozent im Vormonat. Die Auftragseingänge sind unterdessen seit Februar sogar um rund 40 Prozent eingebrochen. Weltweit dürfte der Einbruch im Industriesektor in den Monaten März und April noch deutlich gravierender gewesen sein als 2008/2009 in der globalen Finanzkrise.
Immerhin zeigen Umfragedaten aus dem Mai, dass mit den einsetzenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen auch die wirtschaftliche Erholung begonnen hat. Der Tiefpunkt ist also wohl im April durchschritten worden, nun geht es wieder aufwärts. Wie schnell es aber nach oben gehen kann, hängt nicht zuletzt davon ab, wie es weltweit mit den Corona-Infektionszahlen weitergeht und wie lange einzelne Beschränkungen noch in Kraft bleiben müssen.
Man muss wohl davon ausgehen, dass es noch relativ lange dauern wird, bis wir wieder von „normalen“ Zuständen sprechen können. Vermutlich wird das erst der Fall sein, wenn ein Impfstoff gefunden ist und die letzten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit fallengelassen werden können. Bis dahin, also aus heutiger Sicht wohl bis zum Frühjahr oder Sommer 2021, darf man auch in Deutschland nicht mit einem wirklich dynamischen Aufschwung rechnen.