Fed: Niedrige Kapitalmarktrenditen verankern

Am 9. und 10. Juni tagt der Rat der US-Notenbank. Bei der anstehenden FOMC-Sitzung werden die US-Währungshüter wohl intensiv über die Möglichkeit einer sogenannten „yield curve control“ diskutieren. Dabei werden - wie in schon in Japan - Renditeziele für bestimmte in der Regel längere Laufzeiten von der Notenbank vorgegeben. Außerdem stehen die überarbeiteten Projektionen auf der Agenda, eine mögliche Konkretisierung der Forward Guidance und die Frage, ob die Fed Aussagen über die Höhe der zukünftigen Anleihekäufe vornehmen wird. Angesichts eines Leitzinskorridors von 0,00%-0,25% sind diesbezüglich keine Änderungen zu erwarten.

In verschiedenen Reden haben die Fed-Oberen zuletzt darüber diskutiert, wie sie mittelfristig die Kapitalmarktrenditen auf einem niedrigen Niveau verankern können. Doch ob die Fed tatsächlich den Paradigmenwechsel wagt und auf eine Steuerung der Zinskurve umschwenkt, ist nicht nur fraglich, sondern im aktuellen Umfeld unseres Erachtens auch unnötig. So sind die Kapitalmarktrenditen in den Vereinigten Staaten schon sehr niedrig. Nicht zuletzt hat die Fed die Möglichkeit, unlimitierte Anleihekäufe vorzunehmen, womit sie auch ohne eine explizite Zinskurvensteuerung niedrige Renditen zusichern kann. Außerdem sind die realwirtschaftlichen Effekte der jüngsten Expansionsschritte der US-Notenbank noch nicht feststellbar, weil erst in den vergangenen Wochen die Quarantänemaßnahmen langsam gelockert wurden. Letzten Endes käme die Einführung einer Zinskurvensteuerung auf der kommenden FOMC-Sitzung unseres Erachtens einer „Verschwendung von geldpolitischen Optionen“ gleich.

Mit der anstehenden Veröffentlichung des vierteljährlichen Wirtschaftsausblicks hat die Fed eine andere Option, die Kapitalmarktrenditen niedrig zu halten. So könnten die Währungshüter im Rahmen der sogenannten Dot-Plots einen Leitzins von Null für die kommenden Jahre in Aussicht stellen. Unseres Erachtens werden die Währungshüter ihre Zinserwartungen deutlich nach unten revidieren. Schon im Rahmen der Forward-Guidance hatte die Fed versprochen, die Leitzinsen so lange bei Null zu lassen, bis das FOMC „zuversichtlich ist, dass die Wirtschaft die jüngsten Ereignisse überstanden hat und auf dem Wege ist, ihre maximalen Beschäftigungs- und Preisziele zu erreichen.“ Dies wird vom Finanzmarkt dahingehend interpretiert, dass das Nullzinsniveau auf absehbare Zeit Bestand haben wird.

Zweifelsohne werden im Rahmen der vierteljährlichen Konjunkturprognosen die Wirtschaftsentwicklung und die Inflationsraten drastisch niedriger ausfallen als bei den letzten Projektionen Interessant dürften auch die Vorhersagen zur Arbeitsmarkentwicklung sein. So stellt sich die Frage, wie schnell die in der Pandemie verloren gegangenen Jobs wieder zurückgewonnen werden können. Dies hängt einerseits davon ab, wie viele Firmen aufgrund der Zwangsschließung Insolvenz anmelden werden. Andererseits könnte die Pandemie den Strukturwandel in den Bereichen Einzelhandel, Gastgewerbe sowie bei personalintensiven Dienstleistungen beschleunigen. Vor diesem Hintergrund könnte die Arbeitslosenquote länger hoch und der Lohndruck bis auf weiteres niedrig bleiben.

Neben den Projektionen hat die Notenbank eine effektivere Möglichkeit, die Renditen über die gesamte Renditestrukturkurve zu kontrollieren: die Anleihekäufe. Falls die Notenbank die Kapitalmarktrenditen insbesondere am langen Ende der Kurve niedrig halten möchte, könnte sie eine Operation Twist in Erwägung ziehen oder sich beim Staatsanleihekauf auf längere Laufzeiten konzentrieren. Bei einer Operation Twist würde die Notenbank Anleihen in ihrem Portfolio, die eine Laufzeit von unter zwei Jahren haben, in längerlaufende US-Treasuries tauschen. Vor dem Hintergrund der leicht steileren Renditestrukturkurve in den zurückliegenden Wochen und da die Zweijahresrenditen unterhalb von 20 Basispunkten liegen, wäre dies eine Möglichkeit. Wir können uns aber auch gut vorstellen, dass die Fed diese Option erst dann zieht, wenn die Renditen mit der einsetzenden Konjunkturerholung über die Marke von 1% steigen. Als Fazit bleibt festzuhalten: Auf absehbare Zeit ist nicht mit einer Abkehr von der ultraexpansiven Geldpolitik zu rechnen.


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