Corona-Krise dominiert Entwicklung des Kreditgeschäfts im Euroraum
Die Kreditvergabedynamik im Euroraum hat sich im April weiter verstärkt. Das geht aus Zahlen hervor, die heute von der EZB im Zusammenhang mit der Geldmengenentwicklung veröffentlicht wurden. Danach stieg die jährliche Wachstumsrate der Gesamtkreditvergabe an Ansässige im Euroraum auf 4,9 Prozent. Der kräftige Anstieg ist vor allem auf die Folgen der Corona-Krise und die ergriffenen Hilfsmaßnahmen zurückzuführen und macht sich bei den Kreditnehmern unterschiedlich bemerkbar: Während sich der Zuwachs der Bankschulden privater Haushalte verlangsamte, beschleunigte er sich bei den Unternehmen von 5,5 Prozent im März auf beachtliche 6,6 Prozent im April. Noch stärker fiel die Dynamik beim Staatskredit aus.
Für die Kreditwirtschaft bedeutet die Krise eine große Herausforderung. Das gilt nicht nur für den organisatorischen Aufwand im Zusammenhang mit den Hilfskrediten. Hinzu kommen die massiven Verschiebungen in der Kreditnachfrage: Während kurz- bis mittelfristige Kredite zur Überbrückung der Krise wachsen, dürfte die Nachfrage nach Investitionskrediten der Unternehmen und nach privaten Wohnungsbaukrediten, die bisher ein Stabilitätsanker des Kreditgeschäfts waren, schrumpfen. Das signalisiert zumindest der jüngste Bank Lending Survey.
Mit der Krise steigen auch die Risiken. Staatliche Garantien für Hilfskredite sind in dieser Situation ein wichtiges Instrument. Neben einem steigenden Vorsorgeaufwand belasten die anhaltend niedrigen Zinsen die Ertragslage der Banken. Die mit der Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise begründeten Wertpapier-Kaufprogramme der Zentralbanken lassen jedoch auf lange Zeit keinen signifikanten Anstieg des Zinsniveaus erwarten.