Rezession in Japan – Tiefpunkt noch nicht erreicht

Die japanische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2020 um -0,9 Prozent zum Vorquartal etwas weniger stark geschrumpft als erwartet. Nach -1,9 Prozent im Endquartal 2019 liegt damit in Japan aber erstmals seit vier Jahren wieder eine „technische Rezession“ mit zwei negativen Quartalen in Folge vor. Während im Endquartal 2019 noch die Anhebung der Mehrwertsteuer die gesamtwirtschaftliche Nachfrage einbrechen ließ, ist es nun die Corona-Krise, die im ersten Quartal immer stärker zum Tagen gekommen ist und negativ auf die Konjunktur wirkt.

So ging der Privatkonsum um insgesamt -0,7 Prozent zum Vorquartal zurück, wobei die Minusraten in Dienstleistungsbereichen wie dem Gaststätten- und Beherbergungswesen sowie dem Einzelhandel unter dem Eindruck der Corona-Pandemie noch deutlich stärker einbrachen. Auch Investition und Produktion der Unternehmen litten stark unter den Einschränkungen, die zu Jahresbeginn vor allem aus dem Lockdown in China und den unterbrochenen globalen Lieferketten resultierten. Die privaten plus staatlichen Anlageinvestitionen gingen in Japan insgesamt um 1 Prozent zurück. Trotz eines angekündigten Konjunkturpakets blieb damit der expansive Impuls des Staates im ersten Quartal sehr begrenzt. Der öffentliche Konsum stieg gerade einmal um 0,1 Prozent zum Vorquartal. Schließlich waren es aber die Exporte, die besonders dramatisch einbrachen, nämlich um rund 6 Prozent gegenüber dem Endquartal 2019. Hauptgrund ist die schlechte Verfassung der Absatzmärkte USA und China.

Die schwere Konjunkturkrise in Japan dürfte noch eine ganze Weile anhalten. Für das zweite Quartal stehen die Zeichen besonders schlecht, denn seit dem 7. April besteht wegen der Corona-Pandemie in Japan eine nationale Notstandslage, die nun zumindest für acht Großstädte inklusive Tokyo und Osaka bis Ende Mai verlängert worden ist. Der Servicesektor, die Gastronomie und der Tourismus werden wegen der Maßnahmen gegen Corona also weiter stark leiden. Dort, wo neue Infektions-Cluster entdeckt werden, dürften Unternehmen aufgefordert werden, ihre Produktion zu stoppen oder ihre Geschäfte zu schließen. Die Lage im Export bleibt zudem für Japan im rezessiven globalen Umfeld extrem schwierig.

Auch wenn Japan selbst sowohl bei den Infektionszahlen und auch den Todesfällen durch Corona im internationalen Vergleich derzeit relativ gut dastehen mag, was Hoffnung auf baldige Lockerungen der Notstandsmaßnahmen gibt, kann sich das Bild hier durchaus auch sehr schnell wieder eintrüben. Die Stimmung der privaten Verbraucher ist jedenfalls in der aktuellen Situation extrem gefallen, die Anschaffungsneigung und die Beschäftigungserwartungen befinden sich inzwischen auf rekordniedrigem Niveau. Vor allem Teilzeit- und Aushilfskräfte sowie Kleinunternehmer und Selbständige fürchten um ihre Jobs bzw. ihre Einkommen und halten sich mit Konsumausgaben strikt zurück. Die Arbeitslosenquote steigt. Da hilft auch das großzügige Fiskalpaket der Regierung, das am 7. April verkündet wurde, erst einmal nicht viel. Die kurzfristige Perspektive für Japan bleibt damit vorerst düster. Die von uns für 2020 prognostizierte japanische Wachstumsrate von -5,8 Prozent unterbietet selbst die extreme Minusrate von 2009, als die globale Finanzkrise die Weltkonjunktur überlagerte.

 

 


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