US-Arbeitsmarkt im Krisenmodus – aber der Tiefpunkt ist noch nicht erreicht

Bereits die März-Daten hatten für den US-Arbeitsmarkt einen deutlichen Rückgang bei der Beschäftigung gezeigt, die jüngst veröffentlichten Zahlen für den Monat April sind jetzt aber erwartungsgemäß noch wesentlich schlechter ausgefallen. Gegenüber Vormonat sank die Zahl der Beschäftigten um rund 20,5 Millionen und die Arbeitslosenquote schnellte auf14,7 Prozent in die Höhe. Dies ist nicht nur die höchste jemals verzeichnete Rate, sondern auch der stärkste monatliche Anstieg seit Erfassung der Daten im Jahr 1948.

Im April ist mit einem Minus von 7,6 Millionen mehr als ein Drittel des Beschäftigungsabbaus auf das Hotel- und Gaststättengewerbe entfallen. Große Verluste von jeweils rund 2 Millionen zeigen aber auch der Einzelhandel, unternehmensnahe Dienstleistungen und der Bildungssektor. Aber auch die Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe und in der Bauwirtschaft wurden von dem Abwärtssog nicht verschont, dies zeigen die Rückgänge um 1,3 und knapp 1,0 Millionen. Letztlich verdeutlicht der jüngste Bericht, dass in allen Wirtschaftsbereichen die Zahl der Beschäftigten rückläufig war. Selbst in der Gesundheitspflege wurden Stellen abgebaut, da zahlreiche geplante medizinische Eingriffe verschoben wurden, um an Covid-19 erkrankte Patienten versorgen zu können.

Tatsächlich ist die Lage am US-Arbeitsmarkt sogar noch angespannter als es die offizielle Arbeitslosenquote U-3 widerspiegelt. Dies zeigt eine weniger beachtete Arbeitslosenquote, die ebenfalls vom Statistikamt veröffentlicht wird: Die Quote U-6 ist im April auf stattliche 23 Prozent gestiegen, zu Jahresbeginn lag sie nur bei 7 Prozent. Bei der Berechnung von U-6 werden nicht nur die arbeitslos gemeldeten Personen berücksichtigt, sondern zusätzlich auch die Personen, die enttäuscht den Arbeitsmarkt verlassen haben und auch diejenigen, die aus wirtschaftlichen Gründen, nur noch eine Teilzeitbeschäftigung ausüben können. Unsere Erwartung eines historisch tiefen Einbruchs beim privaten Konsum im laufenden Quartal wird durch die jüngsten Arbeitsmarktdaten also durchaus untermauert.

Für eine Erholung am Arbeitsmarkt schon in der zweiten Jahreshälfte spricht aber die Tatsache, dass es sich weitestgehend um vorübergehende Entlassungen handelt. Laut Statistik waren im April immerhin rund 80 Prozent der betroffenen Personen nur „on temporary layoff“, im langjährigen Durchschnitt liegt diese Quote nur bei 13 Prozent. Der US-Arbeitsmarkt ist ja bekannt dafür, dass es kaum Kündigungsschutz für Angestellte gibt. Kurzfristige Entlassungen sind jederzeit möglich, aber ebenso schnell können auch wieder Einstellungen durchgeführt werden. Im laufenden Monat setzt sich der Beschäftigungsabbau allerdings noch weiter fort, dafür sprechen unter anderem bereits vorliegende wöchentliche Zahlen für die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Die Arbeitslosenquote dürfte dementsprechend noch weiter in die Höhe klettern und dadurch im Quartalsdurchschnitt einen Wert von rund 16 Prozent erklimmen.

Unter Strich ist für das gesamte Jahr 2020 mit einer Arbeitslosenquote von rund 10 Prozent zu rechnen, auch diese Zahl wäre ein neuer Negativ-Rekord für den US-Arbeitsmarkt. In rund 20 Bundesstaaten treten derzeit zwar erste Lockerungen der Corona-Beschränkungen in Kraft. Hierbei handelt es sich aber meistens nur darum, dass wichtige Erledigungen und die Fahrt zum Arbeitsplatz gestattet werden. In den meisten Bundesstaaten sind hingegen angesichts der immer noch recht hohen Infektionszahlen zahlreiche Einschränkungen weiterhin in Kraft. Der Abbau der entstandenen Arbeitslosigkeit dürfte sich deshalb nicht zuletzt wegen der auch in den nächsten Monaten anhaltenden Unsicherheit bis in das nächste Jahr hinziehen.


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