Auf Deutschland blicken viele mit Neid
Es wird langsam deutlich, dass uns die Folgen der Coronakrise einige Zeit beschäftigen werden. Weltweit schwindet bei Unternehmen und Konsumenten das Vertrauen in die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Die großen Fiskalpakete konnten zwar den ersten Schock mildern, aber es scheint sich langsam ein gewisser Realismus durchzusetzen. Deutschland ist weiterhin sowohl vom Verlauf der Covid-19 Welle, der Sterberate und der finanziellen Möglichkeiten die konjunkturelle Krise abzufedern "the place to be". Dies ist ein starkes Zeichen der strukturellen Stärke Deutschlands, weckt natürlich aber auch Begehrlichkeiten bei unseren europäischen Nachbarn. Die europäische Einheit und ein stabiler Euro-Raum sind für alle beteiligten Länder ein großer Gewinn. Dies sollte man nicht aufs Spiel setzten in den kommenden Verhandlungen. Jedoch sollten auch alle Länder an die jeweils andere Belastungsfähigkeit und politische Durchsetzbarkeit der angedachten Maßnahmen denken. Ansonsten kann ein jetzt gefundener Kompromiss, der den stark getroffenen Ländern einen Großteil ihrer Wünsche erfüllt, sich mittelfristig als Spaltpilz für die europäische Gemeinschaft entpuppen.
Die Finanzmärke sind weiterhin von den Zentralbankmaßnahmen tief beeindruckt. Die Rentenmärkte haben keine Probleme die ansteigende Emissionsflut an Anleihen aufzunehmen, wohl wissend, dass die Zentralbanken zur Übernahme der Schuldtitel bereitstehen. Die Aktienmärkte scheinen vom Glauben an die positive Wirkung der Fiskalmaßnahmen beseelt zu sein. Obwohl der starke Fall der Ölpreise und die deutlich rückläufigen Gewinnschätzungen deutliche Warnsignale senden. Eine Anpassung an die Realität scheint hier unausweichlich zu sein.