Gold-Patient wieder genesen
Im Laufe der Corona-Krise ist der Goldpreis zunächst auch unter Druck geraten. Anleger verkauften ihr Gold, um Verluste in anderen Anlageklassen auszugleichen. Liquidität war stark gesucht. Mittlerweile hat sich bei Gold aber eine Corona-Immunität ergeben. Der Goldpreis ist seit seinem Jahrestief um knapp 18 Prozent gestiegen.
Die wichtigste Medizin wurde dem Gold-Patienten von der Fed verabreicht. Die Auflage eines unbefristeten Kaufprogramms für Anleihen und die massiven Zinssenkungen zeigten ihre Wirkung. Erinnerungen an 2008/2009 werden wach. Damals reagierte der Goldpreis ebenfalls sehr positiv auf die Ausweitung der Fed-Bilanz. Da sich seit Jahresbeginn die Fed-Bilanz um über 45 Prozent aufblähte, spricht im aktuellen Umfeld viel für einen weiter steigenden Goldpreis. Anleger steuern das Edelmetall als Währungs- bzw. Geldalternative an. Alleine die ETF-Anleger bauten ihre Goldpositionen im bisherigen Jahresverlauf um 343 Tonnen aus.
Die ökonomischen Folgen der Corona-Krise sind ebenso wie die ergriffenen Maßnahmen der Zentralbanken und Regierungen historisch. Weltweit werden umfangreiche Fiskalpakete geschnürt, um die negativen Corona-Effekte abzumildern. Damit werden die Schulden einzelner Länder in Zukunft massiv steigen. In diesem Zusammenhang wird Gold perspektivisch als Sachwert profitieren.
Für physische Goldanleger hat die Corona-Krise noch eine weitere Dimension. Der Lock-Down trifft nämlich auch Minengesellschaften und Prägeanstalten. Als Folge sinkt das Goldaufkommen und gleichzeitig werden weniger Münzen und Barren geprägt. Die gestörten Lieferketten führen zu teilweise hohen Preisaufschlägen gegenüber dem Kassamarkt. Hier gilt es, Ruhe zu bewahren und nicht panisch zu werden. Mit einer einsetzenden Lockerung der ergriffenen Maßnahmen, werden sich auch die Preisaufschläge rasch wieder normalisieren.
Wir sehen Gold langfristig positiv, allerdings sollte die Anstiegsdynamik der letzten Tage nicht einfach fortgeschrieben werden. Es wird temporär auch wieder kleinere Korrekturen geben. Nicht vergessen werden darf nämlich, dass unter anderem wegen des deutlichen Ölpreisverfalls die Goldnachfrage der Zentralbanken der Emerging Markets vorerst zum Erliegen gekommen ist. Erst mit Blick auf das zweite Halbjahr hellt sich die Situation wieder auf, was dem Goldpreis dann wieder einen Schub verleihen kann.