Großbritannien geht die Zeit aus

» Corona hält auch Großbritannien fest im Griff. Mit expansiver Geld- und Fiskalpolitik versucht die Regierung den Schaden zu begrenzen.

» Trotz der aktuellen Dramatik weigert sich Boris Johnson jedoch beharrlich, eine Verlängerung der Brexit-Übergangsphase in Betracht zu ziehen.

» In Anbetracht der wirtschaftlichen Schäden, die Corona anrichten wird, dürfte Johnson jedoch nichts anderes übrigbleiben, als nachzugeben.

Die Anzahl der Corona-Patienten in Großbritannien steigt und steigt. Über 25.000 Menschen sind mittlerweile positiv getestet worden, fast 1.800 sind bereits verstorben. Da die Corona-Welle das Land erst mit einer leichten Verzögerung im Vergleich zur EU erreicht hat, ist damit zu rechnen, dass die Zahlen in den kommenden Tagen und Wochen weiter deutlich steigen. Das britische Gesundheitssystem, selbst in normalen Zeit nicht für seine Effizienz bekannt, wird von dieser Krise wohl schnell an die Grenzen seiner Belastbarkeit geführt werden. Wenig hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch das zunächst sehr zögerliche Handeln der Regierung, die sich in den ersten Wochen der Krise beharrlich geweigert hatte, Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen Lebens in Erwägung zu ziehen. Mittlerweile hat ein Umdenken stattgefunden, ein Teil des Schadens ist jedoch bereits angerichtet und es geht nun vor allem darum, Schlimmeres zu verhindern.

Doch wenngleich Premierminister Johnson in den vergangenen Wochen (vielleicht auch aufgrund seiner eigenen Erkrankung) in vielen Belangen zu einem Umdenken gezwungen war, bleibt er in einer Sache stur: eine Verlängerung der Brexit-Übergangsphase, die am 31. Dezember 2020 ausläuft, soll es nicht geben. Die Haltung der Regierung stößt nicht nur in Brüssel auf Unverständnis, auch innerhalb der eigenen Bevölkerung regt sich der Widerstand. Einer aktuellen Umfrage für "Best for Britain" zufolge, befürworten derzeit 65% der Befragten eine Verlängerung der Frist, darunter auch eine Vielzahl an Brexit-Hardlinern. Auch wenn man jetzt die Möglichkeit hätte, die Folgen eines harten Brexis zu verschleiern, sollte Premier Johnson am Ende einer Verlängerung der Brexit-Übergangsphase zustimmen.


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