Tiefrote Konjunkturzahlen aus China

Dass der Corona-Shut-down in China massive ökonomische Verluste mit sich bringen würde, war mehr als absehbar. Schwer einzuschätzen war dagegen, wie groß die Einbußen ausfallen würden und noch schwerer, ob die chinesische Führung das volle Ausmaß des Einbruchs überhaupt preisgeben würde. Bereits die Bekanntgabe der rekordschlechten Einkaufsmanagerindizes vor zwei Wochen stellten da eine gewisse Überraschung dar. Die nun veröffentlichten Wachstumszahlen aus Industrie, Einzelhandel und Bauwirtschaft spiegeln die verheerenden Stimmungsumfragen vom Februar wider: Die wirtschaftliche Aktivität ist im zweistelligen Prozentbereich eingeknickt.


Die Industrieproduktion ist im Februar um ein Viertel gegenüber dem bereits schwachen Vormonat geschrumpft. Der Output lag im Januar und Februar zusammengenommen mehr als 13 Prozent unter dem Niveau desselben Zeitraums von 2019. Die Einzelhandelsumsätze sind zeitgleich sogar um mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Berücksichtigt man die aktuell hohe Inflation, dürften sie in realer Rechnung sogar um rund ein Viertel eingeknickt sein. Auch die Bautätigkeit verbucht Verluste von knapp einem Viertel gegenüber dem Vorjahr.


Die Zahlen sind plausibel. Die Industrie hat durch die verlängerten Neujahrsferien allein zehn Prozent der Februarproduktion verloren, viele Betriebe blieben gleich bis Monatsende geschlossen. Im Einzelhandel hätte man sich angesichts des Einbruchs der Autoverkäufe um fast 80 Prozent womöglich ein noch größeres Minus vorstellen können. Insgesamt deutet aber wenig darauf hin, dass die Angaben, wie so oft in China, politisch aufgebessert wurden.


Für das gesamte erste Quartal heißt das aber, dass wir uns auf noch einmal erheblich schwächere Werte einstellen müssen, als wir dies bisher bereits angenommen haben. Alles andere als ein Minus in der politisch sensiblen Jahresrate für das Wirtschaftswachstum ist inzwischen nicht mehr vorstellbar. China hat die rigorosen Einschränkungen des öffentlichen Lebens inzwischen zwar deutlich gelockert, von Normalität ist das Land aber noch weit entfernt, schon allein, weil es sich jetzt selbst gegen die Gesundheitsgefahren von außen abschottet.


 


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