Ölpreis fällt deutlich

Der Rohölpreis stürzt massiv ein. Seit Freitag ist er um 30% gefallen, aber es kann kurzfristig noch weiter nach unten gehen. Die Opec und Russland konnten sich im Rahmen der erweiterten Opec (Opec+) entgegen unserer Erwartung nicht auf eine notwendige Drosselung der Produktion einigen. Damit existiert das Bündnis faktisch nur noch auf dem Papier. Vor dem Hintergrund der akuten Corona-Nachfrageschwäche wäre eine Kürzung aber sehr wichtig und richtig gewesen. Denn der Nachfragezuwachs dürfte 2020 mit 0,2 MMBD klein ausfallen. Die energiepolitische Motivation Russlands ist es, die US-Driller unter Druck zu bringen. Zu oft versuchten (nach russischer Lesart), die Amerikaner den Russen in die „Energiesuppe“ zu spucken. US-Sanktionen gegen den russischen Staats-Ölproduzenten Rosneft in Venezuela als auch die Sanktionen gegen Firmen, die an der Fertigstellung der Gas-Pipeline „Nord Stream 2“ beteiligt sind, sind nur zwei Beispiele.

Sowohl die Saudis als auch die Russen reisten aus Wien ab und kündigten bereits eine Steigerung der Produktion an. Ein bevorstehender Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland ist dadurch sehr wahrscheinlich geworden. So hat Saudi-Aramco als Reaktion auf die Lage, die Ausfuhrpreise bereits am Samstag drastisch gesenkt. Riad nimmt offensichtlich den Preiskampf an. Die USA werden vorerst auch nicht zurückschrecken, ihre Produktion hoch zu halten. Scheinbar wollen sich alle Beteiligten Marktanteile sichern. Nun droht dem Ölpreis sowohl von der Nachfrage- („Corona“) als auch von der Angebotsseite („Preiskampf“) Ungemach. Zuletzt kam es zu einer solchen Situation zwischen den USA und den Saudis in 2014/2015. Seinerzeit ist der Ölpreis innerhalb eines Jahres von über 100 USD auf unter 30 USD gefallen. Bevor der Ölpreis mit Blick auf das zweite Halbjahr getragen von positiven Nachholeffekten auf der Nachfrageseite dank einer höheren Raffinerieauslastung in China wieder steigt, bleibt der Preisdruck kurzfristig erhöht. Zum Jahresende sollte der Ölpreis aber wieder ein Niveau von rund 50 USD erreichen.

 

 


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