Corona-Virus: Konzertierte Zentralbankaktion könnte bald anstehen

Inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass die großen Zentralbanken Fed, EZB, BoJ und BoE angesichts der Verbreitung des Corona-Virus Maßnahmen ergreifen könnten. Hierbei sind Leitzinssenkungen, wie auch Erhöhungen von Kaufprogrammen möglich.

Die Risiken für die Weltwirtschaft haben zweifelsohne zugenommen. Die Quarantäne-Maßnahmen und die Produktionsunterbrechungen sollten der Weltwirtschaft spürbar zusetzen. Insbesondere die stark exportabhängigen Länder, wie zum Beispiel Deutschland, dürften verstärkt unter dem in Teilen lahmgelegten Wirtschaftsleben leiden. Die Vereinigten Staaten hingegen werden wohl nur wenig von den negativen Folgen der Virusepidemie betroffen sein, wenngleich eine komplette wirtschaftliche Abkopplung nicht möglich sein wird.

Letzten Endes dürften Leitzinssenkungen und/oder auch eine konzertierte Aktion der Zentralbanken die realwirtschaftlichen Rahmenbedingungen jedoch kaum positiv beeinflussen. So werden die Lieferketten trotz einer erneuten geldpolitischen Lockerung weiter gestört bleiben. Die Konsumtätigkeit wird sich nicht durch Leitzinssenkungen beschleunigen. Selbst Helikoptergeld, wie zum Beispiel in Hong Kong, dürfte kaum realwirtschaftliche Konsequenzen zeitigen, solange die Menschen aus Angst vor einer Ansteckung nicht in die Kaufhäuser gehen. Auswirkungen auf die Investitionstätigkeit sind gleichfalls nicht zu erwarten, ebenso wenig wie ein realistischer Antrieb für die Produktionstätigkeit. Die realwirtschaftlichen Effekte dürften eher marginal ausfallen.

Ein Grund für eine expansivere Geldpolitik der Notenbanken könnte sein, die Aktienmärkte durch eine erneute Geldflut sowie durch erneute Leitzinssenkungen abermals zu stützen. Zielrichtung dürfte dabei sein, dass man damit auch das generelle Sentiment stärkt. Das Risiko, dass die positive Wirkung nicht lange anhält, ist diesmal noch größer als in den letzten Jahren.

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Notenbanken weltweit eine Erhöhung des geldpolitischen Expansionsgrades trotz einer schon ultra-expansiven Geldpolitik immer wieder hinbekommen. In der aktuellen Lage, die einen Angebotsschock darstellt, wäre eine fiskalische jedoch wirkungsvoller. Unternehmen profitieren nicht davon, wenn die Leitzinsen gesenkt werden, während ihnen Vorprodukte aus China aufgrund unterbrochener Lieferketten ausgehen. Die weitreichenden Erfahrungen, die die Regierungen in der Finanzkrise hinsichtlich Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld, Liquiditätshilfen und Abwrackprämie gesammelt haben, könnten hier nun punkten.


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