China: Stimmung im Keller

Durch den Corona-Ausbruch erlebt die chinesische Wirtschaft zurzeit den schlimmsten Wachstumseinbruch seit der Finanzkrise von 2008/09. Wie dramatisch die Verluste sind, darüber vermitteln die gerade veröffentlichten Ergebnisse der Einkaufsmanagerbefragung einen ersten Eindruck. Es sind die ersten umfassenden Konjunkturindikatoren für den Monat Februar und sie zeichnen ein verheerendes Bild.

Die Umfragewerte aus der Industrie sind gegenüber dem Vormonat um jeweils mehr als zehn Indexpunkte gefallen. Einen solchen Einbruch innerhalb eines Monats hat es seit der Erhebung der Indizes noch nicht gegeben. Zum Vergleich: Im Herbst 2008 verloren die beiden Indikatoren binnen zwei bzw. drei Monaten insgesamt jeweils rund zwölf Zähler. Darüber hinaus haben beide Indizes mit 40,3 Punkten (Umfrage von IHS Markit) bzw. 35,7 Punkten (Umfrage des chinesischen Statistikamtes) aktuell neue Allzeittiefs erreicht. Auch die Erhebung im Dienstleistungssektor ist so schlecht ausgefallen wie noch nie. Hier sackte der Umfragewert sogar um über 20 Zähler ab und unterschritt die 30-Punkte-Grenze.

Ein deutlicher Einbruch der Stimmungswerte war erwartet worden, das Ausmaß des aktuellen Rückgangs ist aber durchaus eine Überraschung. Die Wachstumszahlen für das erste Quartal werden wohl sehr schwach ausfallen. Gegenüber dem Schlussquartal 2019 rechnen wir mit einer deutlichen Kontraktion der Wirtschaftsleistung, die Vorjahresrate wird sich wohl mindestens halbieren.

Viel hängt nun davon ab, wie schnell die chinesische Wirtschaft zur Normalität zurückkehrt. Es gibt gute Gründe zu erwarten, dass die Umfragewerte im März bereits wieder besser ausfallen werden. Außerhalb der am stärksten betroffenen Provinz Hubei gab es in China zuletzt kaum noch Neuinfektionen mit dem Corona-Virus, die meisten Industriebetriebe haben die Produktion wieder aufgenommen. Aber sie läuft nur schleppend an. Von Normalität ist Chinas Wirtschaft noch weit entfernt. Und mit der beschleunigten Ausbreitung der Epidemie in zahlreichen anderen Ländern, die allesamt zu den wichtigsten Handelspartnern der Volksrepublik zählen, sind für China neue wirtschaftliche, aber auch gesundheitliche Risiken entstanden. Es wird wohl noch bis weit ins zweite Quartal dauern, bis Chinas Wirtschaft wirklich wieder rund läuft und sich die ersten Nachholeffekte zeigen.

 

 


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