Japans Wirtschaft mit starkem Abwärtsschwung
Die japanische Wirtschaft ist im Schlussquartal 2019 mit -1,6 Prozent (Q /Q) deutlich stärker geschrumpft als erwartet. Dass die Gesamtnachfrage sinken würde, war wegen der Mehrwertsteueranhebung zum 1. Oktober 2019 unvermeidbar. Aber nun ist trotz aller Maßnahmen der Regierung zur Abfederung des Mehrwertsteuerschocks die heftigste Minusrate seit fünfeinhalb Jahren gemeldet worden. Allein der Konsum sank am Jahresende um fast 3 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
Dämpfende Wirkung hatten aber nicht nur die höhere Verbrauchssteuer, sondern auch die Taifune im letzten Oktober. Dabei waren der November und Dezember unerwartet warm, sodass Winterkleidung in den Regalen der Einzelhändler blieb und für Umsatzausfälle sorgte. Japans Exporte wiederum waren im Zuge schwächerer Nachfrage aus China ebenfalls rückläufig, ebenso die Investitionen der Unternehmen. Für das Gesamtjahr 2019 steht jetzt ein gesamtwirtschaftlicher Zuwachs von 0,8 Prozent zu Buche.
Die Sorge wächst, dass Japan vorerst im „Schrumpfungsmodus“ verharren könnte. Die Abwärtsrisiken sind durch den Coronavirus jedenfalls deutlich gestiegen. Das Virus hat Japans Tourismusindustrie bereits deutlich getroffen. Die ausgabefreudigen Chinesen, die im letzten Jahr rund ein Drittel der ausländischen Besucher in Japan stellten, bleiben fern, weil Peking Reisestopps verordnet hat. Diese könnten über den Beginn des Frühjahres hinaus noch länger andauern. Aber auch die Nachfrage nach japanischen Vor- und Endprodukten ist wegen der Corona-Epidemie und der aktuellen Produktionsbeschränkungen in China eingebrochen. Dies belastet den japanischen Exportsektor enorm.
Mit dem Wachstumseinbruch von Ende 2019 hat sich nun auch die statistische Ausgangsbasis für das Wachstum in diesem Jahr verschlechtert: Es ist ein großer statistischer Unterhang entstanden. Die durchschnittliche Wachstumsrate für 2020 könnte im ungünstigen Fall und erstmals seit 2011 sogar wieder negativ werden. Dabei haben sich die Stimmungswerte bei den Unternehmen und den Privathaushalten noch nicht wieder so stark erholt, als dass man eine baldige und rasche Konjunkturwende erwarten könnte. Mit Blick auf die aktuellen Probleme, mit dem Coronavirus an erster Stelle, überwiegen klar die negativen Risiken.
All dies sind für Japan, das sich derzeit auf die Ausrichtung der olympischen Spiele vorbereitet, keine erfreulichen Perspektiven. Dass gar die Sommerspiele in Tokyo abgesagt werden könnten, daran mag in Japan derzeit niemand denken, aber ausgeschlossen ist dieses Szenario nicht. Für die Japaner wäre dies ein Schock.