EWU-Konjunktur: Bodenbildung ja – Erholung nein
Seit rund einem halben Jahr geht es mit der Konjunktur im Euro-Raum mehr oder weniger nur noch seitwärts: Zwar ist der Abwärtstrend, der Anfang 2018 einsetzte, ganz offensichtlich ausgelaufen. Eine durchgreifende Erholung zeichnet sich allerdings auch nicht ab.
Das verdeutlicht die jüngste Entwicklung des Euro-Indikators der DZ BANK. Seit Juni 2019 hat sich der Indikator, der konjunkturelle Wendepunkte frühzeitig anzeigen kann, kaum von der Stelle bewegt. Im Januar 2020 stieg die Messzahl im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent an, im Dezember hatte noch ein entsprechendes Minus zu Buche gestanden. Die Vorjahresrate bleibt zu Jahresbeginn fast unverändert bei -0,5 Prozent.
Erfreulich ist zumindest, dass sich die Lage im gebeutelten Industriesektor allmählich stabilisiert. Die Stimmungsindikatoren haben offensichtlich im Herbst letzten Jahren ihren Tiefpunkt durchschritten. So hat sich gemäß dem Einkaufsmanagerindex von IHS Markit die Talfahrt der Euro-Raum-Industrie im Januar verlangsamt. Die entsprechende Messzahl stieg immerhin auf den höchsten Wert seit letztem April. Allerdings notiert der Index bereits seit einem Jahr unter der neutralen Marke von 50 Punkten, zeigt also immer noch eine schrumpfende Geschäftstätigkeit an. Ein ähnliches Bild ergibt sich aus den Produktionserwartungen der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe, die im Auftrag der EU-Kommission ermittelt werden. Sie sind zuletzt zwar auf den höchsten Wert seit Mai 2019 gestiegen, notieren aber weiterhin unterhalb ihres langjährigen Mittelwerts.
Unter den Konsumenten macht sich ebenfalls noch kein Optimismus breit. Im Gegenteil, in Bezug auf den allgemeinen Konjunkturausblick für die nächsten zwölf Monate sind die privaten Haushalte sogar so pessimistisch wie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr. Dennoch hat die Ausgabenbereitschaft der Verbraucher in den letzten Monaten kaum gelitten, vermutlich nicht zuletzt weil die Jobchancen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin als relativ gut eingeschätzt werden.
Von den Finanzmärkten kamen im Januar für die Berechnung des Gesamtindikators kaum nennenswerte Impulse, vor allem weil die deutlichen Auf-und-Ab-Bewegungen bei den Aktienkursen und der Anleiherendite in der Betrachtung der Monatsdurchschnitte untergehen. So lagen die Aktienkurse – gemessen am MSCI-Index für den Euro-Raum – im Januar-Durchschnitt trotz der starken Bewegungen in den letzten Tagen leicht über ihrem Dezember-Mittel. Und auch die Rendite auf Bundesanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit hat sich im Januar bei Betrachtung der Monatsdurchschnitte gegenüber letzten Dezember kaum verändert. Insofern hat sich die jüngste Nervosität auf den Finanzmärkten beim Euro-Indikator kaum bemerkbar gemacht.