Brexit bereitet Mittelstand Sorgen

Mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Brexit-Referendum tritt Großbritannien heute aus der Europäischen Union aus. Politisch ändert sich damit in den Beziehungen zwischen der EU und dem ehemaligen Mitglied einiges, ökonomisch bleibt für den Rest des Jahres aber erst einmal alles beim Alten. Solange gelten EU-Binnenmarkt und Zollunion noch. In den kommenden Monaten wird darüber verhandelt, wie die Wirtschaftsbeziehungen nach Ende der Übergangsfrist aussehen werden. Vom Tisch ist selbst ein Austritt ohne Freihandelsabkommen nicht. Eine neue EU-Außengrenze im Ärmelkanal würde die Wiedereinführung von Zöllen, Grenzkontrollen und aufwändigen Grenzformalitäten mit sich bringen und den Warenaustausch verteuern und verzögern.

Dies würde auch viele deutsche Mittelständler treffen. In unserer aktuellen Mittelstandsumfrage gaben lediglich 39 Prozent der Befragten an, dass sie von einem solchen Brexit nicht betroffen wären. Jeweils rund ein Drittel der mittelständischen Unternehmen rechnet damit, dass die Nachfrage aus Großbritannien sinkt, die Importkosten steigen und Zölle Großbritannien als Absatzmarkt uninteressant machen. Sogar mehr als die Hälfte befürchten eine Zunahme der bürokratischen Hemmnisse.

Unmittelbar betroffen auf Branchenebene wäre vor allem die Chemie- und Kunststoffindustrie. Hier führte ein Drittel der Befragten an, dass sie unter einem Austritt Großbritanniens ohne Freihandelsabkommen zu leiden hätten. Überdurchschnittlich stark betroffen zeigten sich zudem der Metall-, Automobil- und Maschinenbau, die Elektroindustrie aber auch der Handel. Dabei steigt die Betroffenheit mit der Größe der Unternehmen.

Manche Mittelständler haben aber bereits Vorkehrungen getroffen. So bauten knapp 17 Prozent derjenigen Mittelständler, die Auswirkungen erwarten, ihre Lagerhaltung aus, um möglichen Lieferengpässen vorzubeugen. Sonstige Vorkehrungen, wie etwa eine Anpassung der Lieferketten, die wir im Rahmen unserer Studie vom 27.1. („Brexit: Deutsche Unternehmen nehmen Anpassungen vorweg“) nachweisen konnten, haben schon nahezu 18 Prozent vorgenommen.

Der heutige Brexit bereitet den deutschen Mittelständlern damit zwar weiterhin Sorgen. Unvorbereitet sind sie aber nicht.

 

 


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