FOMC: Fed stellt Liquiditätsversorgung sicher
Die eindeutige Botschaft der US-Notenbank von gestern Abend lautet: Das aktuelle Leitzinsniveau ist angemessen. Die derzeitige geldpolitische Ausrichtung dürfte das Wirtschaftswachstum stärken und die Rückkehr zum Inflationsziel von 2% fördern. Vor diesem Hintergrund hat der geldpolitische Ausschuss der Fed bei seiner gestrigen Sitzung den Leitzinskorridor unverändert bei 1,5% bis 1,75% gelassen. Der Leitzinsentscheid ist einstimmig getroffen wurden. Dies war unisono von den Marktteilnehmern erwartet worden.
Trotz des unveränderten Leitzinsniveaus wurden andere, wichtige geldpolitische Entscheidungen getroffen. So wurde der Zins für die Überschussreserven (Interest on Excess Reserves IOER) wie erwartet um fünf Basispunkte angehoben. Diese Anpassung ist in erster Linie als technische Maßnahme zu verstehen, damit die IOER und die effektive Fed-Funds-Rate in der Mitte des angestrebten Zinskorridors liegen. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass die Repo-Geschäfte mindestens bis April fortgesetzt werden und die T-Bill Käufe bis ins zweite Halbjahr. Die Notenbanker möchten sicherstellen, dass die Überschussreserven der Geschäftsbanken mindestens bei 1,5 Billionen liegen. Dies sei eine Untergrenze, wobei Powell trotz mehrmaliger Nachfragen nicht explizit eine Obergrenze festlegen wollte. Die Verlängerung der Repo-Geschäfte bis April stelle keinen fixen Zeitplan dar, so Powell. So könnte diese geldpolitische Maßnahme auch dann nach Bedarf fortgeführt werden, wenn die Reserven der Geschäftsbanken ein angemessenes Niveau erreicht hätten.
Insgesamt wurde das Pressestatement zwar nur marginal verändert, der makroökonomische Ausblick wurde aber leicht pessimistischer eingeschätzt. So sei die Konsumtätigkeit derzeit lediglich moderat, im vorangegangenen Pressestatement sprachen die Währungshüter noch von einem starken Konsum. Außerdem wurde im Pressestatement die Formulierung zum Inflationsziel angepasst. Im Dezember hatte die Fed zu Protokoll, dass das derzeitige Leitzinsniveaus angemessen sei, die Inflationsraten „in der Nähe" von 2% zu stabilisieren. Dieser Ausdruck „in der Nähe" („near") wurde nun komplett gestrichen. Hintergrund, so Powell, sei, den Marktteilnehmern klar die Botschaft zu vermitteln, dass die Fed Inflationsraten unterhalb von 2% nicht auf Dauer akzeptiere. Einige Anleger interpretierten dies als dovishe Botschaft, weshalb es zu Renditerückgängen kam.
Auf die Frage bezüglich der möglichen Effekte der Viruserkrankung zeigte sich Powell jedoch eher wortkarg. So wolle er sich nicht an Spekulationen über die möglichen Auswirkungen auf die Wirtschaft beteiligen. Es sei viel zu früh, um die Effekte auf die konjunkturelle Entwicklung in China oder sogar auf das Weltwirtschaftswachstum zu quantifizieren.
Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank die Leitzinsen in diesem Jahr unverändert lassen wird. In den letzten Wochen sind zwar die Befürchtungen aufgekommen, dass das Coronavirus möglicherweise Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben könnte. Vor diesem Hintergrund haben sich die Erwartungen bezüglich Leitzinssenkungen in diesem Jahr intensiviert. Derzeit ist es jedoch kaum möglich, die möglichen konjunkturellen Folgen zu greifen. Letztlich hat sich die US-Notenbank alle Optionen offengehalten, die Geldpolitik bei einer Änderung ihrer derzeitigen Wachstumserwartung anzupassen. Sollte es tatsächlich zu einer wesentlichen Änderung der konjunkturellen Einschätzung kommen, dürften die Währungshüter von der angekündigten Pause abweichen. Derzeit gibt es dazu jedoch keinen Anlass.