China: Abschwung pausiert, US-Deal ist aber kein Konjunkturprogramm
Der Konjunkturabschwung in China hat Ende 2019 deutlich an Schärfe verloren. Das Wirtschaftswachstum büßte im vierten Quartal nicht weiter an Tempo ein. Mit unveränderten 6,0% (J/J) liegt der aktuelle Wachstumswert nicht nur im Rahmen der Markterwartungen, sondern auch knapp innerhalb der von Peking vorgegebenen Wachstumsspanne – das ist in China immer noch ein Politikum.
Sicherlich haben die Deeskalation im Handelsstreit mit den USA und die Hoffnung auf zumindest eine partielle Einigung ihren Teil dazu beigetragen, um den Abwärtsdruck auf die chinesische Wirtschaft zu mildern. Auch wenn US-Präsident Trump zunächst lediglich weitere Zollerhöhungen von der Agenda nahm, verschaffte dies Chinas Exportindustrie in den vergangenen Monaten eine Atempause. Ganz ohne staatliche Anschubhilfe scheint die Konjunkturstabilisierung jedoch nicht ausgekommen zu sein. Dies legt die deutliche Wachstumsbeschleunigung in der Industrie zum Jahresschluss nahe, welche die Handschrift früherer Kurzzeit-Stimuli Pekings trägt, wie wir sie im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben.
Mit der nun erfolgten Unterzeichnung des „Phase 1“-Abkommens und einer ersten Rücknahme bereits verhängter Strafzölle liegt der gewichtete US-Zoll auf Importe aus China inzwischen rund acht Prozentpunkte niedriger, als er ohne die Streichungen ausgefallen wäre. Das hellt die Wachstumsperspektiven für die chinesische Wirtschaft zwar etwas auf; als Konjunkturprogramm wird sich das Handelsabkommen aber kaum erweisen. Das Gros der US-Zölle bleibt erhalten und der Durchschnittszoll mit über 13% hoch. Chinas Exportkonjunktur wird so schnell nicht wieder auf die Beine kommen. Darüber hinaus werden die Importe, die China den USA in den kommenden zwei Jahren zusätzlich abnehmen will, das Wachstum bremsen, auch wenn die versprochenen Mengen, die einer Verdoppelung der chinesischen Einfuhren aus den USA gleichkämen, längst nicht ganz eingehalten werden können.
Chinas Wachstum wird sich nicht zuletzt aus strukturellen Gründen weiter abschwächen. Die Verlangsamung wird aber nicht so kräftig ausfallen, wie wir dies vor einigen Monaten noch gedacht haben. Die Fünf vor dem Komma bei der offiziellen Wachstumsrate ist für dieses Jahr gleichwohl so gut wie gesetzt. Wir rechnen 2020 mit einem Wert von 5,9 % und 2021 von 5,8%.