US-Deal mit China – die „harten Brocken“ kommen erst noch

Rechtzeitig zum Beginn des Wahljahres ist es der US-Regierung gelungen, beim Handelskonflikt mit China ein erstes Zwischenabkommen zu vereinbaren. Die plötzliche Einigung nach monatelangem „Hin und Her“ ist sicher der für Trump am 3. November auf dem Spiel stehenden Wiederwahl geschuldet. Im Grunde handelt es sich aber nur um einen Waffenstillstand mit einer teilweisen Rücknahme der bereits verhängten Strafzölle.

Dies wird vor allem daran erkennbar, dass unmittelbar weitere Handelsgespräche aufgenommen werden sollen. Hier geht es dann unter anderem um Themen wie die chinesische Industriepolitik und den Schutz des geistigen Eigentums. Also letztlich die wirklich „harten Brocken“, bei denen kaum mit einem Einlenken Chinas zu rechnen ist. Sollten diese Gespräche stocken und auch die Nachfragesteigerung nicht den zugesagten Mengen entsprechen, ist die Gefahr groß, dass sich der Konflikt wieder verschärft. Der Verlauf des Wahlkampfes dürfte hierbei ebenfalls eine Rolle spielen.

Gerade die Exportwirtschaft dürfte sich in Anbetracht dieser Unsicherheit bei Investitionen weiter zurückhalten. Andererseits ist bei den Konsumgütern, die von den großen Einzelhändlern üblicherweise aus China importiert werden, mit einer gesteigerten Bevorratung zu rechnen. Denn es ist keineswegs sicher, dass es auch bei diesen Gütern nicht doch noch zu Strafzöllen kommt. Darüber hinaus steht dem positiven Effekt der Exportsteigerung nach China auch ein bremsender Effekt durch die teilweise Produktionsdrosselung des Flugzeugherstellers Boeing gegenüber.

Es ist aber fraglich, ob es zu der von China zugesagten erheblichen Steigerung der Nachfrage nach US-Gütern innerhalb von nur zwei Jahren kommen wird. Einerseits ist es nur bei wenigen Gütern möglich, die Produktion recht kurzfristig so deutlich zu erhöhen. Andererseits haben die Landwirte inzwischen andere Getreidesorten als die üblicherweise von China stark nachgefragten Sojabohnen angebaut. Am ehesten dürfte die Erfüllung der Absatzziele noch bei den Dienstleistungen erreicht werden, hierzu zählt ja auch der Tourismus. Letztlich wird sich der positive Wachstumsimpuls wohl in Grenzen halten, wir rechnen unverändert in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent.

Auch das Wirtschaftsklima spricht gegen eine sichtbare konjunkturelle Beschleunigung in den USA. Die Dezember-Umfragen zeigten erneut ein gespaltenes Bild. Bei den Dienstleistern lag der Stimmungswert weiterhin deutlich oberhalb der Wachstumsschwelle, während sich das Industrieklima trotz der sich bereits abzeichnenden Einigung mit China noch weiter eintrübte. Die Befragung der Konsumenten spricht hingegen für eine anhaltend solide Kauftätigkeit. Damit dürfte der private Verbrauch auch in diesem Jahr seiner Rolle als Wachstumsgarant gerecht werden.

 


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